Zuschauer
vergisst die spezifische Qualität dieser (Theater-) Wirklichkeit, gelebtes Spiel zu sein,
keinen Moment. Trotzdem besitzt dieses Spiel im Theater die Qualität des Realen.
Wirkliche Schauspieler aus Fleisch und Blut führen wirkliche Handlungen aus und
realisieren so eine Bühnenfigur, die als solche vorher nur chiffriert in einem Stück
existierte.
2.2.2. Das ›Echte‹ als Kriterium für die Wahrscheinlichkeit einer HandlungEine systematische Entgegensetzung der Kategorien des Theatralischen und des Echten75
Das, was Illusion genannt wird, ist ein Verhältnis zwischen Bühne und Publikum, das sich aus der Ästhetik einer Theateraufführung nicht erklären lässt, sondern eine Haltung des Zuschauers zum Grund hat, für die er selbst sich entscheidet. Diese Haltung hält keineswegs die angeschauten Vorgänge auf der Bühne für echt, sondern sie bedeutet, die Vorgänge mitfühlend erleben zu wollen. Wäre diese Zuschauerhaltung nicht Resultat des Entschlusses der Zuschauer, sondern allein in der Art und Weise der Bühnenvorgänge begründet, so müsste konsequenterweise eine solche Erklärung behaupten, dass die Illusion solange andauern würde, wie gelungenes Illusionstheater gespielt wird. Illusion – wenn man diesen Vorgang so irritierend nennen möchte – findet dagegen nicht durch eine Verwechslung von ›echter‹ und Theaterwirklichkeit statt. Eine Handlung auf dem Theater ist dann glaubwürdig, wenn sie den Zuschauer packt, ihn in seiner Einbildungskraft so affiziert, dass er sich entschließt, dem Darsteller zu glauben, was heißt, dass er mit der dargestellten Figur mitfühlt. Es ist keinesfalls für die Glaubwürdigkeit einer Handlung notwendig, dass sie auch im Leben so passieren könnte.
2.2.3. FelsensteinDie Kategorie der Glaubwürdigkeit der Handlung erfährt bei Felsenstein eine interessante Modifikation, die im Gegensatz zu der Auffassung steht, das Kriterium der |