Beginn
der ›Hoffmann‹-Verfilmung. Wie sehr die Erinnerung an die vergangene Liebe
Hoffmanns Seele erfüllt, so dass die Emotionen in seinem Inneren ihn zwingen, sie
auszudrücken, verdeutlicht die Musik. Hoffmanns emotionale Spannung und
Diskrepanz zwischen seinem Liebessehnen und seiner zynischen Verbitterung –
konkretisiert in der Vision Klein Zacks – findet ihre klangliche Erscheinung in
den zwei ›Welten‹ des »Klein-Zack«-Liedes. Dass auch der Übergang in die
Romanze in dem Moment der Schilderung der Züge von Klein Zack geschieht,
macht die psychologische Genauigkeit deutlich. Denn wer sonst als Stella kommt
zum Vorschein, wenn Hoffmann nach den Äußerlichkeiten Klein Zacks, Gang
und Haltung, in der dritten Strophe die Züge Klein Zacks besingen will. Die
skurrile Abnormität der Klein-Zack-Figur korrespondiert mit dem Motiv des
›Trunkenbolds‹, den Hoffmann auf dem Weg vom Theater im ›Rinnstein‹ begegnet ist.
Im Dialog vor dem Klein-Zack-Lied verbindet Hoffmann in seiner Beantwortung der
Frage, was ihm begegnet sei, seine gescheiterte Liebe mit dieser außerhalb der
Gesellschaft stehenden Figur: »Wer ist dir begegnet? – Die traurigste und süßeste
Erinnerung an meine Jugend. Und dann ist mir da draußen vor der Tür im
Rinnstein ein Trunkenbold begegnet, der hat mir Dust gemacht und Lust, zu
schlafen in der Gosse, so wie er.« Der anschließenden Schilderung der Vorzüge
bürgerlichen Glücks in behüteter Zweisamkeit entgegnet Hoffmann: »Ich aber
will im Rinnstein schlafen, hörst Du? [. . . ] Damit ich nicht vergesse, wo ich
bin, wenn mich der Traum von Glück und Liebe narrt.« Hier verbindet sich
wiederum das Motiv des Rinnsteins mit dem des Liebes(un-)glücks. Die gleiche
Konstellation unterliegt dem Klein-Zack-Lied. Hinter dem Fratzenhaften der
Klein-Zack-Figur verbirgt sich Hoffmanns schmerzhafte Verarbeitung seiner
Liebessehnsucht.
Auffällig an der szenischen Realisierung ist auch hier – wie schon bei der Analyse der
Szenen aus dem II. Akt der ›Othello‹-Inszenierung Felsensteins – , dass der
schwärmerische Ausbruch Hoffmanns ohne nennenswerte szenische Verrichtungen
dargestellt wird. Im Gegenteil, Hans Nocker, der Darsteller des Hoffmann, starrt auf
einem Stuhl sitzend ins Leere und steht dann langsam auf. Allein die Musik lässt
Hoffmanns Liebesschmerz, seine Begeisterung für das Liebesgefühl und sein Sehnen
nachempfinden. Indem der Zuschauer weiß, in welcher Situation sich Hoffmann befindet,
erfährt die Musik die dafür nötige Konkretion, das Innerste Hoffmanns gewissermaßen
auszusprechen.
3.3.1.2 Hoffmanns künstlerischer Verarbeitungsprozess
Es schließt sich ein Gespräch über die bevorstehende Verlobung dreier Anwesender –
Nathanael, Wilhelm und Herrmann – an, in dem Hoffmanns Verbitterung der Liebe
gegenüber zum Ausdruck kommt. Im Rahmen dieses Gespräches wird Hoffmann von
Nathanael nach seiner Geliebten gefragt. Diese Frage löst eine melodramatische
Unterlegung (Felsenstein, Nr. 8) von Hoffmanns Sprechtext aus. Es handelt
sich hierbei um Akkordbrechungen in punktiertem Rhythmus unter liegenden
Akkorden der hohen Bläser und Streicher. In dieser melodramatischen Anlage
entwirft Hoffmann einen »Roman« über seine drei Frauen, den er beabsichtigt, als
Antwort auf Nathanaels Frage zu erzählen. Die den Text überhöhenden Akkorde
markieren eindeutig den dichtenden Hoffmann, in dem gerade das Kunstwerk
entsteht, mit dem er seine Krise reflektierend überwinden wird. Durch diese
musikalische
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