- 1 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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1.  Einleitung

»You see, mobile phones aren’t just phones any more – they’re tools, they’re toys, they’re art, and they’re everywhere.«1

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Goldman, Jeff: The Art of Mobile Phones. In: The Feature, http://www.thefeature.com, 03.01.2002 (Stand 08.08.03)

In der andächtigen Stille des Konzertsaals klingelt plötzlich ein Handy. Weitere Handyklingeltöne gesellen sich dazu, bis schließlich in den Zuschauerreihen 200 Handys laut klingeln. Diese völlig absurd erscheinende Situation war wohlinszeniert – es handelte sich um das Konzert Dialtones. A Telesymphony. Handys, die mir bis dahin als an allen möglichen und vor allem unmöglichen Orten klingelnde Lärmquellen hauptsächlich unangenehm aufgefallen waren, waren hier die Grundlage eines musikalischen Werks. Mein Interesse am Handy und den dazugehörigen Klingeltönen war geweckt und fokussierte sich schließlich auf die Frage, in welchem Umfang das Handy bereits als Instrument Verwendung findet und in welcher Form es in der Klangkunst eingesetzt wird. Im Rahmen meiner Recherche zum Thema Handymusik stieß ich auf über 100 Werke und Projekte von Künstlern,2

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Aus Gründen der Einfachheit und sprachlichen Flüssigkeit wurde in dieser Arbeit darauf verzichtet, bei Personenbezeichnungen stets die weibliche neben der männlichen Form zu nennen. In der Regel wurde die männliche Form gewählt, wie es unserem Sprachverständnis (leider) noch immer am ehesten entspricht. Die maskulinen Begriffe Künstler, Musiker, Teilnehmer usw. bezeichnen also, wenn es nicht um eine bestimmte Person geht, immer sowohl männliche als auch weibliche Angehörige der jeweiligen Personengruppe.
die mit dem Handy arbeiten. Aber lediglich bei einem Zehntel der Werke handelte es sich um Handymusik.

Welche gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen hat das kleine, sich schnell verbreitende Kulturwerkzeug schon hervorgerufen? Menschen spielen mit Hilfe des Handys Pong3

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Vgl. Krempl, Stefan: Public Spaces Invaders, In: Telepolis Magazin der Netzkultur. http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/konf/11798/1.html (Stand 08.02.2002)
auf dem Pixelbildschirm der Fenster eines Hochhauses in Berlin. Nach der Uhrzeit gefragt, wird das Handy gezückt. Eine gemütliche Kneipenrunde wird immer wieder durch das Abspielen von Loops (einem ›polyphon‹ klingelnden Handy) untermalt, die Hälfte der Runde ist mit Blick und Daumen auf das Handy fixiert (SMS). Kinder sitzen beieinander und versuchen mit den Klingeltönen ihrer Handys zu jammen.4
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Lüneburger Innenstadt, eigene Beobachtung im Herbst 2002
Im Radio werden Klingeltoncharts gespielt.5
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Vgl. Reischl, Georg und Sundt, Heinz: Das vierte W. So leben wir mit dem Handy der Zukunft. Wien 2000, S. 139
Diese unvollständige Aufzählung von Phänomenen zeigt den Einfluss des Handys auf Gesellschaft, Kultur und Musik, und damit seine Bedeutung für die kulturwissenschaftliche Forschung. Die geschilderten Phänomene verweisen auf einen Trend, technische Geräte aus ihrem ursprünglichen Kontext zu lösen und kreativ sowohl in den Alltag als auch in die Kunst zu integrieren.


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