- 13 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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ist besonders in einem Merkmal vorteilhafter als das Internet: Es gibt einen erkennbaren Konsumenten, dem mit Hilfe der Telefonrechnung entstandene Kosten in Rechnung gestellt werden können. Das Phänomen der Peer-to-Peer-Netzwerke zum Austausch von Musik konnte sich im Bereich der ›mobile devices‹ noch nicht durchsetzen. Die Mobilfunkbetreiber haben auch kein Interesse daran, dies technisch zu ermöglichen, da sie am Vertrieb der Klingeltöne mitverdienen. Jedoch scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann es auch hier möglich sein wird Klingeltöne ohne die kommerziellen Anbieter auszutauschen.16
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Vgl. Röttgers, Janko: Funky Mobiles. In: Telepolis. Magazin der Netzkultur. http://www.heise.de/tp/deutsch/html/result.xhtml?url=/tp/deutsch/inhalt/musik/3495/1.html&words=Funky_Mobiles 07.03.2000 (Stand 17.08.2003)

Die zunächst als Business Anwendung gedachte Möglichkeit des Wechselns der Klingeltöne ist zum Kultobjekt und Statussymbol von Jugendlichen geworden. Die Nutzung des Handys und seine sozialen und kulturellen Auswirkungen werden in der (sozialwissenschaftlichen) Forschung nicht mit Hilfe des Indikators der Klingeltöne untersucht, sondern meist anhand des Phänomens SMS. Jedoch ist es möglich die sozialen und kulturellen Folgen der Nutzung von SMS auf die der Klingeltöne zu übertragen. Das heißt, dass Jugendlich das Handy – inklusive der Klingeltöne – nicht nur im Sinne seiner technischen Möglichkeiten nutzten, sondern auch um ihre soziale Repräsentation zu kontrollieren und zu beeinflussen. Somit haben Klingeltöne auch eine soziale Funktion: Zum einen erwecken sie Aufmerksamkeit und zum anderen kann der ›richtige‹, den Musiktrends entsprechende Klingelton dem Jugendlichen ein Gefühl von Zugehörigkeit geben, vielleicht sogar sein Selbstbewusstsein steigern, da er ›hip‹ und ›cool‹ erscheint. Das erste eigene Handy ist oft ein wichtiger Schritt der Distinktion von den Eltern und ein wichtiger Indikator für die Zugehörigkeit zu einer Bezugsgruppe.17

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Katz, James E. und Aakhus Mark: Private talk: interpersonal relations and micro-behaviour. In: Katz, James E. und Aakhus Mark (Hg): Perpetual Contact. Mobile Communication, Private Talk, Public Performance. Cambridge 2002, S. 137 f.

Welche Phänomene der Entstehung einer Klingeltonkultur kann man neben der Verbreitung des Handyklingelns in der Öffentlichkeit beobachten? Bereits seit dem Jahr 2000 gibt es in Finnland eine Hitparade für Klingeltöne, die jeden Mittwochmorgen auf einem Radiosender vorgestellt wird.18

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Vgl. Reischl und Sundt, 2000, S. 139
Inzwischen gibt es auch in Deutschland Charts für Handyklingeln und ähnliches. Ein Phänomen der Popkultur der Klingeltöne ist ein Auftritt der Band Bomfunk Mc’s. Sie stellten vor einem Konzert in Helsinki einen bestimmten Klingelton auf ihrer Webseite zum Runterladen bereit – was die Fans auch bereitwillig taten. Während des Konzerts unterbrach die Band ein ausgewähltes Stück, und die Fans hatten die Aufgabe in diesem Moment unisono den genannten Klingelton zu spielen, da er der fehlende Teil des Songs war.19
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Vgl. Reischl und Sundt, 2000, S. 139

Von Beginn der Klingelton-Ära an waren reduzierte Hits als Anrufsignalisierung verbreitet. Seit einiger Zeit ist aber auch eine Entwicklung in entgegengesetzter Richtung zu beobachten: Handyklingeltöne tauchen in der Popmusik auf. Analoges Telefonklingeln und Ausschnitte aus Telefonaten finden sich schon seit langer Zeit in der Popmusik.20

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Diese Phänomen ist musikwissenschaftlich noch unerforscht. Über den Gebrauch des Telefons in anderen Genres gibt es bereits Untersuchungen und Literatur, die hier aber nicht weiter erwähnt wird. Die in der folgenden Bibliographie unter Musik genannten Einträge verweisen auf Werke, nicht auf Untersuchungen. [Vgl. Das Telefon in Literatur, Musik, bildender Kunst, Theater und Film. In: Forschungsgruppe Telekommunikation (Hg.): Telefon und Gesellschaft. Band 3: Ergebnisse einer Berliner Telefonstudie – Kommentierte Auswahlbibliographie, S. 226—232]
Durch den veränderten Gebrauch von Telefonsamples, vom klassischen

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