- 51 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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Abb. 5.14: Ausschnitt aus der Partitur


eigenen ›Herzens‹- Rhythmus folgen. Es entwickelt sich eine sehr komplexe rhythmische Struktur, die sich permanent verändert. Der Gesang hört sich choralartig, nach früher Kirchenmusik an, und erinnert an gregorianisch Gesänge. Und tatsächlich stammt eine Grundlage der Komposition aus dieser Tradition: Daan Manneke hat ein Stück komponiert, das auf einem Werk aus dem 4. Jahrhundert basiert. Die aus Milano in Italien stammende Vorlage war statt in Takten in 30-sekündigen Intervallen notiert und jede zweite Note wurde betont, so dass ein Rhythmus entstand, der den Komponisten an ein schlagendes Herz erinnerte. Dieses Merkmal inspirierte den Komponisten dazu, ein Werk, dass er vor einigen Jahren auf der Grundlage der alten Vorlage komponiert hatte als Vorlage für die Entwicklung der Kadoum-Software zu verwenden.112

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Radioberichtes (ab Minute 5:30) [Vgl. Webseite pizzart: Online-Plattform für Kunst, http://www.pizzart.com/pizzart/kadoum/material/interview.mp3 (Stand 08.08.2003)]

Das Handy stellt bei Kadoum nicht selbst den Klangvorrat zur Verfügung, der die Grundlage des Werks bildet. Es bildet die Schnittstelle zwischen der Herzschlagmessung in Australien und dem Internet, welche die Daten zum Zentralrechner in Berlin überträgt. Das Handy wird als Mittler zwischen einer medizinischen Überwachung auf der einen Seite und einer musikalischen Umsetzung der dabei gewonnen Daten in Form von Partitursynthese auf der anderen eingesetzt. Das Handy füllt diese Funktion aufgrund seiner Qualitäten aus: Weil es mobil ist, begleitet es den Freiwilligen pausenlos, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Weil es dabei auch immer eingeschaltet ist, kann es rund um die Uhr die Herzschläge vom Messgerät empfangen. Weil es potentiell immer vernetzt ist, werden diese permanent über das Internet versendet. Außerdem kann es die analogen Signale des Herzmessgerätes für den Versand in Datenstrom verwandeln – weil es digital ist. In der Qualität des


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