- 71 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (70)Nächste Seite (72) Letzte Seite (90)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

6.  Thesen zur Handymusik

Die Betrachtung des Untersuchungsgegenstandes Handymusik durch die Analyse der Werke und ihrer Verortung in musikwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen läßt sich in vier Thesen zusammenfassen. Diese Thesen verdeutlichen die in dieser Arbeit gewonnenen Beobachtungen und Erkenntnisse.

These 1: Die Kombination der Qualitäten des Handys bestimmt die Handymusik

Die Annäherung an die spezifische Materialität des Mobiltelefons erfolgte über seine zentralen Qualitäten mobil, immer eingeschaltet, potentiell immer vernetzt und digital. Es hat sich gezeigt, dass es Werke gibt, die mit allen Qualitäten des Handys arbeiten und andere, die (gezielt oder unbewusst) nur einige der Qualitäten einsetzen. Bei Wählt die Signale! etwa liegen die Mobiltelefon unbeweglich im Museum, was die Qualität der Mobilität ad absurdum führt. Nanoloop dagegen benutzt nicht die Qualität der Vernetzung. Man könnte sich fragen, ob es Sinn macht, die Handymusik entlang der genutzten und nicht genutzten Qualitäten des Handys einzuteilen, also festzulegen, welche Qualität jeweils im Vordergrund steht und daran Kategorien für Handykunst zu konstruieren. Die Konzentration auf genau eine im Vordergrund stehende Qualität setzt aber einen falschen Fokus. Nicht die einzelne Qualität, sondern die Kombination der Qualitäten machen das Handy aus. Die aufgrund der Qualitäten des Handys entstehende Handymusik wird gerade von der Kombination geprägt, sie determiniert die Materialität der Handymusik. Außerdem gibt es noch nicht genügend Werke, als dass sich eine solche Unterteilung lohnen würde.

These 2: Handymusik ist Klangkunst

Die vier zentralen Aspekte der Klangkunst sind: erstens die genutzte Technik beziehungsweise die Neuen Medien, zweitens die Intermedialität, drittens die Interaktion und viertens der Raum. Alle diese vier Aspekte sind den Werken der Handymusik immanent. Der erste Aspekt, die genutzte Technik, zeigt sich schon an der Bezeichnung Handy-musik. Das ursprünglich zum Telefonieren entwickelte Neue Medium Handy und seine als Anrufsignalisierung dienenden Klingeltöne werden im Rahmen künstlerischer Praxis genutzt. Es ist faszinierend zu beobachten, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten des musikalischen Gebrauchs Musiker finden: Bei Nanoloop wird das Handy als mobiler Sequenzer genutzt. Text.FM verwendet das Handy als Sender für Textnachrichten, die live zur Klangkollage im Radio werden. Das Übermitteln von Herzfrequenzen, die dann die Grundlage eines Chorwerks bilden, ist die Aufgabe des Mobiltelefons bei Kadoum. Beim Werk Wählt die Signale! sind die Handys Instrumente, die von den Teilnehmern fernbedient


Erste Seite (i) Vorherige Seite (70)Nächste Seite (72) Letzte Seite (90)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 71 -Behrendt, Frauke: Handymusik