- 9 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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3.  Klingeltöne

Heute sind wir damit konfrontiert, dass an allen möglichen und unmöglichen Orten Handyklingeln zu hören ist. Von ›Klingeln‹ kann allerdings keine Rede mehr sein, es handelt sich vielmehr um das öffentliche Abspielen eines gewählten Musikstückes oder Loops als Signalisierung eingehender Kommunikation.

3.1.  Geschichte und Technik

Wie kam es dazu, dass heute jedes Handy mit einem anderen Klingelton auf eingehende Anrufe aufmerksam zu machen versucht? Ursprünglich hatte jedes analoge Festnetztelefon genau ein Klingeln. Ein eingehender Anruf wurde signalisiert, in dem durch den von der Vermittlungsstelle ankommende Strom eine im Gerät integrierte Glocke mechanisch angeschlagen wurde – ähnlich wie bei einem Wecker. Dieses mechanische Modul wurde von einem digitalen Klangerzeuger abgelöst. Auf die Idee, Telefone mit wechselbaren Klingeltönen anzubieten, kam die Industrie, um den Mitarbeitern in Großraumbüros die Arbeit zu erleichtern: sie sollten bereits am Klingeln ihr eigenes Telefon erkennen können. Auch beim Mobiltelefon waren wechselbare Klingeltöne zunächst eine Anwendung für Geschäftsleute. Der Handybesitzer sollte sich einen Klingelton auswählen können, um sein Handyklingeln von anderen Klingeln unterscheidbar zu machen, nicht mehr nur im Großraumbüro, sondern auch an jedem beliebigen Ort. Anfangs konnte nur zwischen wenigen, monophonen Klingel-Alternativen gewählt werden, mit steigender Speicherkapazität der Handys nahmen und nehmen die Auswahlmöglichkeiten zu.

Da jedes Handy einen kleinen Computer beinhaltet, funktioniert auch die Klangerzeugung ähnlich wie beim PC: In jedem Handy steckt eine Soundkarte. Um mit möglichst geringem technischen Aufwand möglichst komplexe Klänge zu erzeugen, wird mit der Frequenzmodulation auf Grundlage von Oszillatoren gearbeitet, also mit einem Stereo-FM Synthesizer.1

1
Vgl. Ruschkowski, André: Elektronische Klänge und musikalische Entdeckungen. Stuttgart 1998, S. 371 ff.
Derzeit sind unter dem Schlagwort ›polyphone Klingeltöne‹ Modelle mit 16 oder 24 Stimmen Standard. Zunehmend beherrschen Handys auch den MIDI-Standard.2
2
MIDI ist die Abkürzung für »musical instrument digital interface«. MIDI steuert die Klangsignale digitaler Instrumente und ist der Standard für den Datenaustausch zwischen ihnen. Vgl. Ruschkowski, 1998, S. 371 ff.
Klingeltöne können in verschiedenen Formaten vorliegen: Jeder Handyhersteller hat ein proprietäres Format, außerdem können sie als MIDI- oder MP3-Dateien gespeichert werden. Viele Handys haben neben den Klingeltönen noch weitergehende Audiofunktionen. Die meisten Mobiltelefone haben beispielsweise auch die Funktionalität eines digitalen Diktiergerätes. Aber natürlich kann nicht nur Sprache, sondern jede Form von Klang aufgezeichnet werden. Diese gesampelten Klänge können abgespielt oder als Klingelton genutzt werden,

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