- 214 -Curwen, John Spencer: Schulmusik im Ausland 
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Solfège/solfeggio - Ursprüngliche Bezeichnung für Skalen-, Intervall- und Melodieübungen auf
Solmisationssilben. (Tosi, 1723). Agricola (Anleitung zur Singekunst, 1757) setzt 'solfeggiren'
mit 'solmisiren', d.h. mit dem Erarbeiten eines unbekannten Notentextes mittels der Solmisation,
gleich. Für die italienischen Gesangsmeister gehörten selbstkomponierte solfeggi zu den
gehüteten Berufsgeheimnissen. Mit deren zunehmender Virtuosität wurden die
Solmisationssilben durch Vokale ersetzt. ('Vokalisen') - Mit der Gründung des Pariser
Conservatoire (1795) wurde das solfeggio dort als Studiengrundlage institutionalisiert. - Zu den
wesentlichen Auseinandersetzungen um solfeggio/ solfège im 20.Jahrhundert gehört die Frage
eines absoluten oder relativen Verfahrens (-> Solfeggieren; Dictée).

Staffist - Anhänger der (trad.) Liniennotation im Anfangsunterricht. Die Bezeichnung lebt aus
dem Gegensatz zu Vertretern anderer Methoden, die das Liniensystem erst später einführen.
(-> Solfaist, Chevéist)

Tonic Sol-fa Methode - JOHN CURWEN (1816-1880) war Geistlicher, zu dessen
Aufgaben u.a. die "wohltätige Sorge um die Erziehung der ärmeren Klassen" gehörte. Musik
war für ihn - wie für viele Zeitgenossen - ein Mittel, "den Gottesdienst, die Enthaltsamkeit und
die Bildung zu befördern". - Nach der Entwicklung sehr erfolgreicher Lese- und
Rechenmethoden lernte er 1841 die "Norwich Sol-fa"-Methode Sarah Ann Glovers kennen,
deren ständige inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklung zu seinem Lebenswerk
wurde. Dieses wurde durch seinen Sohn, John Spencer Curwen, fortgeführt. - Curwens
Methode blieb in England bis in die 1930er Jahre lebendig. Direkte Adaptionen waren Agnes
Hundoeggers "Tonika do" und die Methode Zoltan Kodalys. In Deutschland wirkt die
Methode in der zweiten Jahrhunderthälfte in den verbreiteten Handwerkslehren von Th.
Warner und K. Sydow nach. - Seit 1974 ist das Londoner "Curwen Institute" erfolgreich mit
der Entwicklung einer "New Curwen Method" befaßt. - Neuerdings (1986/87) erscheinen im
Bereich der außerschulischen Musikerziehung auch in Deutschland wieder Tonic Sol-fa/
Tonika-do Varianten.


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