Bei c waren sie sehr ängstlich. Bei d sangen sie E statt F und wurden wieder unterbrochen. Bei
e sangen sie wieder E für F und wurden unterbrochen.
2. Durchgang. "Nun zum Zeitmaß", sagte Herr Mair und ließ die Klasse beginnen, - tappte den
Rhythmus mit jeder angezeigten Note auf die Tafel, wie es einige englische Lehrer (wir wollen
nicht sagen: Tonic Solfaisten) machen, deren Schüler rhythmisch schwach sind. Er schlug den
Takt auch mit der linken Hand. Die Klasse bekam mit der punktierten Viertel Kummer und
sang bei a wieder G statt A. Insgesamt gab es fünf oder sechs Unterbrechungen und
Neuanfänge im zweiten Versuch.
3. Durchgang. Herr Mair begleitet auf dem Harmonium im vierstimmigen Satz. Die Mädchen
schlagen mit ihren Händen den Takt. <34> Noch keine Sekunde. Viele falsche Töne und
schlechte Intonation, verursacht durch das Hinüberrutschen in die richtigen Töne. Noch
langsames Tempo.
4. Durchgang. Schnelleres Zeitmaß. Harmonium.
5. Durchgang. Alle sangen Alt, aber verfielen immer wieder in die Melodie. Harmonium.
6. Durchgang. Zweistimmig. Text. Intonation sehr konfus. Harmonium.

Hier endete die Stunde. Mein allgemeiner Eindruck war, daß die Mädchen nur einen sehr
geringen Halt an der Notation hatten. Hat man beim Singen ein Buch vor Augen, dann bedeutet
das noch nicht notwendigerweise, daß man auch liest. Diese Erfahrung zeigte sehr klar was
passiert, wenn man in früher Jugend an das Gehörsingen gewöhnt. Nach diesem Ansatz geht
das Training des Ohres, des Geschmacks und der Stimme solange weiter, bis es leicht wird,
eine Melodie oder sogar eine Stimme aufzunehmen, wenn man sie ein paar Mal gehört hat. Wir
alle sind von Natur aus träge und lieben es, mit minimalem Aufwand - des Körpers oder des
Geistes - durch unsere Arbeit hindurchzukommen.