Kindergarten.

Wie schon früher erklärt, gibt es auf dem Kontinent im allgemeinen keine staatlichen
Vorschulen. Die Kinder kommen mit sieben Jahren in die öffentlichen Schulen; die staatlichen
Schulen werden durch privat geführte Kindergärten ergänzt. Diese werden jedoch staatlich
beaufsichtigt; es wird auf große und gut durchlüftete Räume bestanden; niemandem ohne
Examen wird zu unterrichten erlaubt. Das Examen ist leicht, etwa dem "nursery governess"
- Standard in England vergleichbar. Der Zürcher Kindergarten, zu dem mich Dr.Hirzel
schickte, war am Lindenhof. Er war von 8.30 bis 11 und von 2 bis 4 Uhr geöffnet. Das Singen
der älteren Kinder war sehr unordentlich und die ganze Disziplin war lax. Ein Piano wurde zum
Marschieren und zur Begleitung des Gesangs verwendet; es wird vollständig nach Gehör
gesungen, es wird kein Versuch unternommen, Noten einzuführen.

Volksschule.

Ich war in der großen und ansehnlichen Volksschule [elementary school] in Grangengaben. Alle
Stunden dauern fünfzig Minuten mit einer zehnminütigen Spielpause dazwischen. Überflüssig zu
sagen, daß es in dieser Schule (mit einer Auslegung für 800 Schüler) keinen Versuch gab,
mehrere Klassen in einem Raum zu unterrichten; es gab auch keine unterrichtenden
Seminaristen [pupil teachers]. Jede Klasse (mit 50 Schülern) hatte einen eigenen Raum und der
Lehrer war voll ausgebildet. Das ist in allen von mir besuchten Schulen auf dem Kontinent
üblich.

Die erste Klasse war ein 3.Schuljahr von etwa 9 jährigen Jungen. Sie bildeten zuerst einen Ton
nach, dann sangen sie (auf la) d r d r d r d r, usw., dann d r m d r m, usw., dann m r d m r d m
r d, usw., dann d m d m, usw., dann d r m f d r m f, dann s d' s d', usw., dann d r m f m r d,
usw., schließlich s f s f s f, usw.
Es wurden weder Bücher noch Tafel benutzt, die Jungen folgten ganz