einfach den Vorgaben des Lehrers. Die Jungen standen die ganze Zeit. Die Sitze ihrer Bänke
waren hochgeklappt, - ähnlich dem Chorgestühl in einer Kathedrale -, so konnten sie aufrecht
stehen. Die Stunde schloß mit einigen auswendig gesungenen einstimmigen Liedern. Mit Noten
wird auf dieser Stufe noch nicht angefangen; es wird vollständig nach dem Gehör gesungen.

In der nächsten Klasse, die ich hörte, waren die Jungen elf Jahre alt. <44> Hier wird mit Noten
angefangen. Die Jungen befaßten sich mit dem Singen der alphabetisierten C-Leiter, der Lehrer
führte mit der Violine. Die Bruststimme war angestrengt und der Ton nicht gut. Eine Stunde
über Zeitmaße folgte, in der die Jungen Noten und Pausen bestimmten, die sie vorher
offensichtlich auswendig gelernt hatten. Sie kamen nacheinander nach vorn, um Zeichen
anzuschreiben. Dann sangen sie, - oder versuchten zu singen: d r d m d f d s d. Das machte
viel Verdruß. Es gab kein Anschauungsmittel, wie unseren Modulator, um ihnen zu helfen; die
Violine des Lehrers offenbarte nur die Unsicherheit der Schüler.

Städtische Musikschule.

Herr Hegar, Leiter der Städtischen Musikschule, empfing mich sehr höflich und führte mich
durch die Örtlichkeiten. Er war ein Mitstudent von Sir Arthur Sullivan und Mr.J.F.Barnett in
Leipzig gewesen und hatte viele Fragen zu deren Treiben. Diese Schule wird, wie die in Basel,
durch die Stadt, vom Kanton und durch private Subskriptionen finanziert. Die Gebühren sind
niedrig und augenblicklich sind 250 Schüler eingeschrieben. Zur Zeit gibt es sechs Freiplätze.
Sie werden nur bei vorhandenem Talent und gleichzeitiger Armut vergeben. Dieser Punkt ist
wichtig. In England werden Stipendien oft auf Grund von Wettbewerben an die besten
Teilnehmer vergeben und fallen so häufig in die Hand der Wohlhabenden. Sechs Freiplätze für
eine kleine Stadt wie Zürich mit seinen 25000 Einwohnern ist ein gutes Verhältnis. London mit
5000000 Einwohnern würde - um gleichzuziehen - für die 'Guildhall School of Music' 1200
Freiplätze bereitstellen müssen! <45>