- 134 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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3. Probleme der technischen und logischen Kompatibilität

Es werden bereits Befürchtungen laut, daß die schnelle technische Weiterentwicklung dazu führt, daß ältere Speichermedien, also auch digitale, später nicht mehr lesbar sind. Das ist nicht abwegig, schon jetzt gibt es in den großen Archiven zahlreiche Probleme mit den vielen Formaten, die z. T. veraltet sind und technisch nicht mehr unterstützt werden.

Nehmen wir als Beispiel nur die zahlreichen Videoformate, die entweder wie Betamax nur professionell oder wie VHS und 8mm eher im Homebereich eingesetzt werden und die zur Zeit durch (natürlich unterschiedliche) digitale Systeme ersetzt werden, andere wie VCR oder Video 2000 gibt es schon länger nicht mehr. Ähnliche Beispiele ließen sich für Tonband, Film, aber auch Computerdisketten usw. zuhauf anführen. Und nicht jedes dieser Systeme läßt sich später so leicht abtasten wie die gute alte Schellackplatte.

4. Akzeptanzprobleme

Angesichts der zahlreichen Vorteile und Zukunftsträchtigkeit der digitalen Publikation und multimedialen Archive stellt sich trotz der letztlich nicht ausschlaggebenden technischen Probleme die Frage, warum sich der Übergang von analogen ins digitale Medium sich nicht rascher vollzieht. Die vielleicht größte Hürde auf dem Weg zur digitalen Bibliothek ist vermutlich in der zögerlichen Akzeptanz durch die Wissenschaftler zu suchen.

Noch ist die Veröffentlichung in einer angesehenen Fachzeitschrift oder bei einem wichtigen Fachverlag essentiell wichtig für die wissenschaftliche Karriere, für die Resonanz auf Forschungsergebnisse und auch für das Ego, das die körperlich fühl- und sichtbare Reihe der Buchrücken selbst verfaßter Werke der immateriellen Existenz elektronischer Dateien immer noch vorzieht.

Dennoch kann fraglos davon ausgegangen werden, daß aufgrund zahlreicher Vorteile des elektronisch basierten Publikationswesens, u. a. vor allem wegen der besseren und preiswerteren Distributions- und Recherchemöglichkeiten im globalen Wissensverbund, zumindest im Bereich der wissenschaftlichen Informations- und Kommunikationssysteme die elektronische Bibliothek und Mediothek dramatisch an Bedeutung gewinnen und möglicherweise auch herkömmliche Formen der Wissensspeicherung, -vermittlung und -verwertung in größerem Umfange auch verdrängen wird.

Schlußüberlegungen

Inwieweit Bibliotheken oder Verlage in Zukunft noch eine Rolle in der Informationsgesellschaft spielen, hängt vor allem von dem Knowhow und der Serviceleistung ab, die sie erbringen, weniger von dem Buch, das sie archivieren oder verkaufen. Die Software, also die Inhalte, werden letztlich immer von den Autoren, hier: den Wissenschaftlern, produziert; die Hardware als Träger der Information, also das Buch oder auch andere Medien, werden in vieler Hinsicht ihre zentrale Funktion verlieren.


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