Vor allem müssen sich Verlage rasch dazu entschließen, sich an die Spitze der
Entwicklung zu stellen, andere Medienunternehmen könnten sonst schneller sein, so
z. B. die Rundfunkanstalten, die großen Internetprovider oder die großen Film- und
Schallplattenproduzenten. Autoren und Leser könnten per Internet theoretisch auch
ohne jeden Mittler zueinanderkommen.
Bibliotheken müssen mit der Notwendigkeit zahlreicher Umstrukturierungen rechnen,
nicht mehr die physische Beschaffung eines Werks ist der fundamentale Schritt zur
Informationsbeschaffung, sondern der dokumentierte und komfortabel aufzufindende
Verweis auf die Datei, die irgendwo in der Welt gespeichert wird – dort allerdings mit
garantierter Authentizität und möglichst langer Verweildauer.
Intelligente Suchstrategien sind wichtiger als gefüllte Regale, die kompetente Beratung
bei der Zusammenstellung von Auswahlkriterien ist bedeutsamer als das Erstellen von
Indices oder Archivierungsmerkmalen, die durch die Möglichkeiten schneller
Volltextsuche weitgehend überflüssig werden
Die Online-Präsentation oder Abrufbarkeit kompletter Texte, die Digitalisierung oder
Redigitalisierung von Informationen aller Art, die zukunftsorientierte Aufbereitung der
multimedialen Daten (Formatwahl, Aufbau der Datenbanken, Strukturierung und
Erstellung von Metadatensätzen, Aufbau benutzerfreundlicher Interfaces usw.)
werden zu den entscheidenden Aufgaben gehören; derjenige, der sie am besten
bewältigt, wird die Zukunft der Informationsverteilung zweifelsfrei in den Händen
halten.
Wie vor dem Gutenberg-Zeitalter kaum anders möglich, muß eine Information, etwa
eine Dissertation, heute nur noch ein einziges Mal irgendwo auf der Welt in
elektronischer Form vorhanden sein, aber durch den fast beliebigen Zugriff von überall
her und zu jeder Tages- und Nachtzeit ist eine (elektronische, also nichtkörperliche)
Information dennoch weltweit verfügbar, kann eingesehen, angehört, physisch
ausgedruckt, wiedergegeben, kopiert, vervielfältigt und gegebenfalls als überarbeitete,
aktualisierte Information neu ins Netz gestellt werden. Entsprechendes gilt für Audio-
und Videoinformationen, die ebenfalls jederzeit abgehört, aber wiederum auch kopiert,
vervielfältigt und neu bearbeitet werden oder als klingendes Zitat in andere Werke
eingehen können.
Kurzum:
Digitale Publikationen sind kostengünstig produzierbar und edierbar, jederzeit
aktualisierbar, erweiterbar, weltweit abrufbar, sie können individuell kopiert,
vervielfältig, weitergeleitet, ausgedruckt, verlinkt, multimedial aufbereitet, mit anderen
Medienformaten verknüpft, in andere Informations- und Kommunikationsdienste wie
Teleteaching, Conferencing von Forschungsgruppen, Internet-Radio usw. integriert
werden.
Die Informations- und Kommunikationslandschaft wird durch die technologischen
Veränderungen vollständig neu geformt, neue Verteilungsmechanismen entstehen, neues
Fachwissen ist gefragt, neue kommerzielle Strategien werden sich entwickeln,
Urheberrechtsfragen müssen neu beantwortet werden, neue Probleme des Copyrights
werden entstehen.
Guerino Mazzola meint in einer seiner Kernthesen zum EncycloSpace, eine Art
virtueller Weltbibliothek: „Musik als geisteswissenschaftlicher Forschungsprototyp