beiden Abschnitte unterscheiden sich deutlich von allen anderen Abschnitten
in diesem Stück. Während dort Originaltonaufnahmen meist über mehrere
Minuten lang als eine akustische Ebene verfolgbar sind und so die Struktur der
Abschnitte mit formen, gibt es hier nur den Applaus an Beginn und am Ende der
beiden Abschnitte. Dazwischen finden sich ausschließlich elektronisch bearbeitete
Ableitungen der kurzen Applaus- bzw. Rausch-Strukturen. Der nominellen
Zugehörigkeit dieser beiden Formteile gemäß, könnte man hier von den „artifiziellen“
oder „absolut-musikalischen“ Teilen der Komposition sprechen. Um dies zu
erreichen, finden sich hier auch vielfältigere und weitergehende elektronische
Bearbeitungen und Transformationen als in den anderen Teilen. Der Mehrzahl der hier
hörbaren Klänge ist ihre Verwandtschaft mit Applaus bzw. Rauschen nicht mehr
anhörbar. Im Gegenteil: Durch die Einbeziehung von Glissando-Strukturen,
weiträumigen Transponierungen sowie verschiedenartigen Modulations- und
Resonanzfilter-Techniken werden Klangschichten mit verschiedenen Dichtegraden
erzeugt, die ihrerseits zeitweise eher an menschliche Sprache als an elektronisches
Rauschen erinnern.
Klangbeispiel 4 Nach der entfesselten Elektronik der Teile 5 und 6 wird der Hörer im anschließenden Abschnitt wieder auf den Boden der Alltagswelt zurückgeholt. Der wöchentliche Grünmarkt in der Schrannengasse ist akustischer Ausgangspunkt dieses Formteils. Auch er zählt , wenn auch auf andere Weise als Festspielhaus und Felsenreitschule, zu den wichtigen Salzburger Institutionen. Vor allem Bauern aus dem Umland verkaufen hier auf der „Schranne“ ihre Produkte und so ist die akustische Kulisse die eines jeden Marktes, allerdings mit dem spezifischen Dialekt-Idiom Salzburgs und seines Umlandes einschließlich Teilen von Oberbayern. Auch hier dreht sich alles um’s Geld und so bildet auch das teilweise elektronisch bearbeitete, jedoch noch immer als solches erkennbare Geräusch der „klingenden Münze“ die Brücke zum folgenden Abschnitt von SALZBURGTRUM.
Klangbeispiel 5 Dieser wird von der spezifischen Geräuschkulisse der Musik-Universität Mozarteum dominiert. Und hier hört man das, was man in einer entsprechenden Einrichtung mit Fug und Recht erwarten kann, nämlich musizierende Studenten an allen möglichen und – wegen stets nicht ausreichender Zahl an Übezimmern – auch unmöglichen Orten, wie am Gang, in Stiegenhäusern oder gar in Toiletten. Eine weitere O-Ton-Ebene bilden Studenten, die sich untereinander über schlechte Noten in Klausuren beschweren, grüßende Kollegen am Gang und sonstige Geräusche des Hauses, die sich zugegebenermaßen nur dem dort Tätigen voll erschließen. Diese beiden Elemente der Originaltonebene werden hier – dem Charakter des Ortes angemessen – u. a. einer besonders artifiziellen Technik der weiteren Klangbearbeitung unterzogen. Die Rede ist von der sogenannten Resynthese, einer Technik, die den Ausgangsklang zunächst analysiert und anschließend auf dieser Basis neue Klänge synthetisiert, wobei die Syntheseparameter – und damit die Verwandtschaftsbeziehungen zum Ausgangsklang – in weiten Grenzen veränderbar sind.
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