- 393 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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Anbindung dieses Interfaces an die Struktur der Musik diskutieren, wie sie von den Autoren der GTTM, vor allem Lerdahl, eingebracht wird.

3.1.  Die Natur des GTTM-Interfaces zur Musiktheorie

Das Regelsystem der GTTM bezieht sich auf eine Reihe von wichtigen musiktheoretischen Begriffen, etwa diese: Parallel, stable, harmonical identity, metrical stability, cadence, suspension, resolution, conflict, mutually consonant combination, local tonic. Es wäre essentiell, diese Begriffe nicht nur als externe Referenz zu benutzen wie dies im Regelsystem der GTTM geschieht, sondern sie als Teil der Theorie zu verstehen. Ohne eine theoretische Eingliederung sind die Regeln der GTTM nicht benutzbar. Die Formalisierung, welche durch die GTTM angestrebt wird, kann nicht an denjenigen Stellen versagen, wo die wesentlichen und schwierigeren Entscheide zu fällen sind. Da aber die traditionelle Musiktheorie die Formalisierung nicht leistet, wäre es unabdingbar gewesen, diese wichtigen Anbindungen nun einzubringen.

Jean-Jacques Nattiez hat diese Problematik im Fall des Parallelitätsbegriffs herausgearbeitet26

26
Nattiez, Jean-Jacques: Quelle est la pertinence de la théorie de Lerdahl-Jackendoff? In: Irène Deliège (éd.): Proceedings of the ICMPC, ESCOM, Liège 1994.
und zitiert die entsprechende Stelle der GTTM’83 (p. 53–54):

When two passages are identical they certainly count as parallel, but how different can they be before they are judged as no longer parallel? (...) It appears that a set of preference rules for parallelism must be developed, the most highly reinforced case of which is identity. But we are not prepared to go beyond this, and we feel that our failure to flesh out the notion of parallelism is a serious gap in our attempt to formulate a fully explicit theory of musical understanding. For the present we must rely on intuitive judgments to deal with this area of analysis in which the theory cannot make predictions.

Nattiez’ Kritik geht hier auf die Vermischung zwischen Struktur und Regeln. Es wäre zuerst nötig, Vergleichsstrukturen zu definieren (Abstände für den Parallelismus) und dann, daran die Regeln zu entwickeln. Die Vergleichsstrukturen etwa zwischen Motiven im Sinne einer Topologie auf der Menge der Motive werden im Modul für motivische Analyse, der MeloRubette von RUBATO, bereitgestellt und sind auch theoretisch untersucht worden27

27
Buteau, Chantal: Motivic Topologies and their Meaning in the Motivic Analysis of Music. Mémoire de maîtrise en sciences, Université Laval 1998.
.

3.2.  Extension der Realitätsebene

Diese Desiderata sind den Autoren von GTTM nicht entgangen. Lerdahl bemüht sich denn auch um Extensionen des Interfaces in verschiedene Richtungen der Theorie28

28
Unter anderem auch zur hierarchischen Klangfarbenklassifikation, siehe seinen Beitrag in: Le timbre, métaphore pour la composition. Jean-Christian Bourgois (éd.): IRCAM, Paris 1991.
, wovon wir hier die Arbeit TPS zur Harmonielehre29
29
Lerdahl, Fred: Tonal Pitch Space. Music Perception, Vol. 5, No. 3, 1988. Wir zitieren diese Arbeit als TPS.
ansprechen wollen.


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