Anbindung
dieses Interfaces an die Struktur der Musik diskutieren, wie sie von den Autoren der
GTTM, vor allem Lerdahl, eingebracht wird.
3.1. Die Natur des GTTM-Interfaces zur MusiktheorieDas Regelsystem der GTTM bezieht sich auf eine Reihe von wichtigen musiktheoretischen Begriffen, etwa diese: Parallel, stable, harmonical identity, metrical stability, cadence, suspension, resolution, conflict, mutually consonant combination, local tonic. Es wäre essentiell, diese Begriffe nicht nur als externe Referenz zu benutzen wie dies im Regelsystem der GTTM geschieht, sondern sie als Teil der Theorie zu verstehen. Ohne eine theoretische Eingliederung sind die Regeln der GTTM nicht benutzbar. Die Formalisierung, welche durch die GTTM angestrebt wird, kann nicht an denjenigen Stellen versagen, wo die wesentlichen und schwierigeren Entscheide zu fällen sind. Da aber die traditionelle Musiktheorie die Formalisierung nicht leistet, wäre es unabdingbar gewesen, diese wichtigen Anbindungen nun einzubringen. Jean-Jacques Nattiez hat diese Problematik im Fall des Parallelitätsbegriffs herausgearbeitet26
When two passages are identical they certainly count as parallel, but how different can they be before they are judged as no longer parallel? (...) It appears that a set of preference rules for parallelism must be developed, the most highly reinforced case of which is identity. But we are not prepared to go beyond this, and we feel that our failure to flesh out the notion of parallelism is a serious gap in our attempt to formulate a fully explicit theory of musical understanding. For the present we must rely on intuitive judgments to deal with this area of analysis in which the theory cannot make predictions. Nattiez’ Kritik geht hier auf die Vermischung zwischen Struktur und Regeln. Es wäre zuerst nötig, Vergleichsstrukturen zu definieren (Abstände für den Parallelismus) und dann, daran die Regeln zu entwickeln. Die Vergleichsstrukturen etwa zwischen Motiven im Sinne einer Topologie auf der Menge der Motive werden im Modul für motivische Analyse, der MeloRubette von RUBATO, bereitgestellt und sind auch theoretisch untersucht worden27
3.2. Extension der RealitätsebeneDiese Desiderata sind den Autoren von GTTM nicht entgangen. Lerdahl bemüht sich denn auch um Extensionen des Interfaces in verschiedene Richtungen der Theorie28
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