- 439 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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den Vorlieben der Jugendlichen zählt. Dabei spielt auch die Entlarvung perfekter Produktionen als Ergebnis technischer Manipulationen eine bedeutende Rolle.

Unabhängig von diesen Zusammenhängen auf der emotionalen Ebene hat die Entwicklung der Computer- und Musiktechnik durch die Digitalisierung Möglichkeiten geschaffen, die sich jeder Musikpädagoge immer gewünscht hat. Dabei handelt es sich vor allem darum, Musikreproduktionen jedweden Genres flexibel manipulieren zu können, um so die gesetzten musikpädagogischen Ziele einfacher und erfolgreicher zu verfolgen. Beispiele hierfür sind:

  • Veränderung des Spieltempos unter Beibehaltung der Tonhöhe und des Klangspektrums
  • Veränderung der Tonhöhe unter Beibehaltung des Tempos und des Klangbildes
  • Veränderung des Klangbildes zur Steigerung der Transparenz musikalischer Strukturen
  • Ausklammerung einzelner Instrumental- oder Vokalstimmen (Music Minus One, Playbacks) zu Übungs- und Aufführungszwecken

Noch vor 15 Jahren haben es Musiklehrer kaum geglaubt, diese Möglichkeiten je zu erhalten. Tatsächlich ist heute jedoch noch wesentlich mehr möglich und die Musikindustrie hat das sehr schnell begriffen und darauf reagiert. Die meisten Musiklehrer haben das allerdings noch nicht zur Kenntnis genommen oder scheuen sich vor dem Einsatz der Technik in der Musik. Dabei hat sich die Musik schon immer den jeweils geltenden Stand der Technik für die Erfindung und den Bau neuer Instrumente und damit auch für neue Kompositions- und Darbietungsformen zunutze gemacht. Insofern ist musikalisches Tun immer auch Beschäftigung mit der Weiterentwicklung von Technik und Technologien.

Da sich die Bandbreite der Musik und aller damit korrespondierenden Wirtschafts-, Technologie- und Ausübungsbereiche dermaßen vergrößert hat, ist es für den Musikpädagogen kaum möglich, in allen Bereichen über alle Fertigkeiten und Kenntnisse zu verfügen, die ein zeitgemäßer Musikunterricht erfordert. Er muß sich deshalb die Vorteile und Möglichkeiten der Musik- und Computertechnik zu nutze machen, um die weitgestreuten Lernziele umsetzen zu können und evtl. Defizite im musikpraktischen oder -theoretischen Bereich auszugleichen. In den meisten anderen Schulfächern hat man sich schon lange der Hilfe der jeweils zeitgemäßen Medien bedient. Der Musiklehrer dagegen hat sich lange mit Plattenspieler und Tonband herumgeärgert und auch nur zögerlich das Tapedeck und den CD-Player eingesetzt. Die entsprechenden zeitgemäßen Medien sind inzwischen für jeden Schulhaushalt finanzierbar, auch wenn dabei in den Entscheidungsgremien noch vielfach aus Unkenntnis vorhandene Widerstände überwunden werden müssen.

Grundbedingung für den erfolgreichen Einsatz dieser Medien ist allerdings, daß der Lehrer sie aufgrund regelmäßigen und ständigen Einsatzes beherrscht, damit der Musikunterricht nicht zu technischem „Kleinkrieg“ verkommt und die musikalischen Zielsetzungen weiterhin im Vordergrund stehen. Hier besteht seitens der Lehrerausbildung und der Fortbildung eine hohe Verantwortung und in vielen Fällen auch ein erheblicher Nachholbedarf. Der Musiklehrer von morgen ist immer ein Produkt der Lehrerausbildung von heute. Insofern müssen dringend entsprechende Lehrstühle eingerichtet werden, die sich mit der Methodik eines zeitgemäßen Musikunterrichts und dem Einsatz der entsprechenden Medien beschäftigen und dem


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