neue
Ästhetik hervorgebracht habe, sondern es überhaupt keine neuen Ästhetiken mehr
gebe.
Schläbitz stimmte dem insoweit zu, dass die elektronische Musik nichts Neues hat
konstituieren können, da sie nur im geschlossenen Zirkel einer kleinen Gemeinde rezipiert
worden sei. Von den neuen Medien sei allerdings eine größere Breitenwirkung zu
erwarten.
Musikpädagogik
Inwieweit ändern sich pädagogische Konzepte unter der Globalisierung? Diese Frage
stellte Enders. Schläbitz wies darauf hin, dass es notwendig sei, den Einfluss
der neuen Technologien im Rahmen der Musikpädagogik reflexionsorientiert
aufzuarbeiten. Knolle betonte, dass die Definitionsmacht für den Umgang mit
Kultur, die Nutzung Musik und das Musikmachen, heute bei den Medien liege
und dennoch dieser Bereich in der Musikpädagogik immer noch nur am Rande
vertreten werde. Auch Enders mahnte Handlungsbedarf in der Musikpädagogik
an und warnte davor, diese Entscheidungen anderen zu überlassen mit Blick
auf Hollywood, wo der Gedanke der education bereits unter Einsatz großer
Finanzkraft in edutainment verändert werde und eine Verflachung zu befürchten
sei.
Knolle zeigte auf, wie die alten Technologien wie Tonband, Schallplatte und CD die
Qualität und die Quantität des Umgangs mit Musik verändert haben. Jedermann könne
heute zu jedem Zeitpunkt überall Musik hören. Die Chance der neuen Technologien für
die Musikpädagogik sieht er darin, dass die neuen Medien diesen leichten Zugang zur
Musik von der Ebene der Konsumtion auf den produktiven Sektor verlagert habe.
Mit Hilfe des Computers und des Internet könne man nun jederzeit Musik
machen, und das nicht nur alleine, sondern auch zusammen mit Schülerinnen und
Schülern beispielsweise auch aus Japan. In einem von ihm geleiteten Seminar der
Universitäten Magdeburg und Augsburg, in welchem mit Hilfe der neuen Medien
gemeinsam Musik gemacht worden sei, habe sich gezeigt, dass daran die kulturellen
Unterschiede, die zwischen den neuen und alten Bundesländern bestehen, produktiv
aufgearbeitet werden konnten. Er mahnte an, diese produktive Szene zu nutzen, da
Statistiken eindeutig zeigten, dass nur Schülerinnen und Schüler, die selbst
aktiv Musik machten, das Fach Musik in der Oberstufe behielten und nicht
abwählten.
Eine Kontroverse entzündete sich an Troges Einschätzung, dass Net-Sessions bisher
noch nicht mehr als Unterhaltung seien. Seine Meinung, dass es bisher nicht gelinge,
Jugendliche verschiedener Kulturen zusammenzubringen und gemeinsam Musik machen
zu lassen, stieß auf Widerspruch Knolles und Enders, die dem entgegenhielten, dass jeder
Musiklehrer genau das ständig leisten müsse und das auch im Alltag und nicht nur zu
akademischen Demonstrationszwecken gelinge. Troge lenkte ein, dass es zwar zu
Kommunikationssituationen mit japanischen oder australischen Klassen komme, die
jedoch über Oberflächlichkeiten nicht hinauskämen und nicht seinem tiefergehenden
Begriff von Kommunikation entsprächen. Knolle entgegnete, dass es in dem oben
genannten Seminar um gemeinsame Komposition gegangen sei und er das nicht als
oberflächlich empfinde.