- 88 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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7.  Fazit

Die neuen technischen Mittel bieten eine Vielfalt von Nutzungsmöglichkeiten. Von dieser großen „Nutzungspalette“ werden aber bisher im großen Umfang nur wenige „Features“ genutzt. Einerseits sind die Leitungskapazitäten bereits groß genug, um Musikstücke schnell und komfortabel verfügbar zu machen. Hier steht in aller Regel die „Einbahnstraßen-Nutzung“ des Datenhighways im Vordergrund: der Download von Musikstücken, der außerdem oft mit Urheberrechtsverletzungen einher geht. Zwar können Bands, Komponisten und Autoren einerseits über das Internet große Verbreitung und „Popularität“ erfahren, andererseits ist die Gefahr der verlustfreien Raubkopie durch die komfortablen technischen Möglichkeiten und das noch nicht einheitliche internationale Recht sehr viel größer geworden. Dadurch werden Urheber, Verlage und Handel geschädigt und in ihrer Tätigkeit eingeschränkt: Ein Teufelskreis von Risikominimierung bzw. -vermeidung und einem daraus folgenden engen „Highlight“-Repertoire ist die Folge.

Andererseits sind die Leitungskapazitäten aber noch nicht groß genug, um ein interaktives Musizieren in „Realtime“ und mit akzeptabler Qualität zu ermöglichen. Daher werden die technischen Kommunikationsmöglichkeiten derzeit sehr selten für wirkliche „kreative“ Tätigkeiten (z. B. Jam-Session oder „Studio-Aufnahme“ via Internet; gemeinsames Komponieren eines Werkes etc.) genutzt. Nur wenige Musiker, Komponisten oder Medienkünstler nutzen bisher die Möglichkeiten, sich interaktiv über Musik auszutauschen oder sogar via Internet gemeinsam zu komponieren oder zu musizieren.

Als Lösungsansatz für die kommerziellen Probleme gibt es keine einfachen Mittel. Hier ist sicher mit Blick auf die Urheber (Musiker, Komponisten) die Selbstbeschränkung bzw. der eigene Verzicht des einzelnen Nutzers auf mißbräuchliche Nutzung ein erster Beginn. Auch am internationalen Recht und an der Verfolgung mißbräuchlicher Nutzung wird intensiv gearbeitet.

Der andere Bereich der mangelnden kreativen Nutzung ist ein ebenso dringend zu bearbeitendes Feld. Viel zu selten gehen hier kommerzielle Firmen mit Entwicklungen voran, viel zu oft tüfteln an den einzelnen Musik- und Musikwissenschafts-Instituten einzelne Forscher und Musiker für sich und für ganz spezielle, individuelle Bedürfnisse. Auch wenn hier zum Teil interessante Software-Lösungen entstehen (z. B. am IRCAM, oder am ZKM), so ist doch eine standardisierte Software mit nativen Interaktions-Funktionen immer noch ein Desideratum. Zwar gibt es vielfältige Aktivitäten wie in Osnabrück, Köln, in Karlsruhe oder Berlin, aber immer noch dringt zu wenig an die breite (Musik-)Öffentlichkeit. Neben der KlangArt sollten unbedingt weitere Plattformen, menschliche Netzwerke und Kooperationen gegründet werden und die Musikverbände noch intensiver für die Vermittlung und Bekanntmachung der Ideen in diesem Bereich gewonnen werden.

Vor allem fehlt eine einheitliche, international anerkannte Plattform für den Austausch und das Sammeln von Informationen über den „State of the art“ in diesem Bereich. Das IRCAM und das ZKM sind hier sicher Anlaufstellen, aber noch nicht die weltweit anerkannten und etablierten „virtuellen Treffpunkte“ für Musiker und Komponisten auch über mentale westeuropäische Grenzen hinweg. So ist derzeit ein zentraler Ort im Internet ebenso ein Desideratum wie eine interkulturelle


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