tig und die
verschiedenen Richtungen müssen differenziert werden. Dabei ist zu bedenken, daß Import in
gewissem Umfang Reimport ist. Die in Afrika vorfindbare Popmusik sei in dieser Betrachtung
daher ausgespart. Es konnten hier ohnehin nur einige exponierte Standorte vorgeführt werden.
An diesen aber ließ sich das Anliegen dieses Beitrags demonstrieren, daß es regionale Idiome in
der Popmusik gibt.
Fazit: Die fremdkulturellen Anregungen wurden offensichtlich mit der eigenen Tradition
überformt. So ist in unterschiedlichem Grade – je nach Land – im Melodischen und
hier insbesondere in typischen melodischen Wendungen, im Rhythmischen oder im
Klanglichen, bedingt durch das Instrumentarium und den Klangkörper, ein „lokales Kolorit“
festzustellen. Welche Elemente sich im Prozeß der Anverwandlung und der Übernahme
durchsetzten, ist nicht nur abhängig davon, welche Abwandlungen die Popmusik zuläßt,
sondern auch davon, welche gestalterische Kraft die Elemente der traditionellen Kunst
besitzen.
Das Durchhaltevermögen im Prozeß der Anverwandlung wurzelt in dem Streben des
Menschen nach einem festen Standort, den wir „Heimat“ nennen (Appadurai 1996), an dem wir
Nähe empfinden (Willms 1991), um uns ohne Schaden zu nehmen auf Fremdes einlassen zu
können.
Das Fremde als Reiz des Neuen zu adaptieren bei Bewahrung des Vertrauten, um der
Entwurzelung zu entgehen, das ist der natürliche Ablauf im Gleichgewicht. Wir finden von
ihm nicht nur beispielhafte Belege in den regionalen Idiomen der Popmusik, sondern
dies ist auch der Weg, den die abendländische Musikgeschichte bis 1900 gegangen
ist.
Literatur
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- Raimund Brix (1989): Neuropsychologische Grundlagen der Rhythmuswahrnehmung. In:
Das Instrumentalspiel. Bericht vom Internationalen Symposium in Wien 1988, Wien/
München, S. 251–261.
-
- Veit Erlmann (1995): Zur Ästhetik der Differenz. Ethno-Pop, New Age und World Music.
In: Popmusik: yesterday. today. tomorrow. Beiträge zur DVSM-Tagung in Köln 1993, hrsg.
von Markus Heuger und Matthias Prell, Regensburg (Con Brio), S. 95–105 (= Forum
Musik Wissenschaft Bd. 1)
-
- Jobst P. Fricke (1989): Merkmale und Bedingungen des Sprachlichen in der Musik. In:
Die Sprache der Musik, Festschrift K.W. Niemöller zum 60. Geburtstag, hrsg. von J.P.
Fricke, Regensburg (Bosse), S. 171–188. Dort S. 172.
-
- Ders. (1993): Systematische oder Systemische Musikwissenschaft? In: Systematische
Musikwissenschaft H. 1/2: Bericht über das 1. Internationalen musikwissenschaftliche
Symposiums „Zum Stand der Systematischen Musikforschung heute“ in Moravany Sept.
1993, hrsg. von O. Elschek, Bratislava (ASCO), S. 181–194.
-
- Ders. (1998): Musik: Analog – digital – analog. Digitalisierung und Begrifflichkeit als
Norm in einer scheinbar analogen Welt. In: Vorträge und Berichte vom KlangArt-Kongreß
1995 an der Universität Osnabrück, hrsg. von Bernd Enders et al., Osnabrück
(Universitätsverlag Rasch), S. 15–27 (= Musik und Neue Technologie Bd. 1).
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- Herbert von Karajan (1982): Mündliche Mitteilung beim Ostersymposium in
Salzburg zu den Ausführungen von Gerhart Harrer: Das „Musikerlebnis“ im Griff
des naturwissen-
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