- 99 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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tig und die verschiedenen Richtungen müssen differenziert werden. Dabei ist zu bedenken, daß Import in gewissem Umfang Reimport ist. Die in Afrika vorfindbare Popmusik sei in dieser Betrachtung daher ausgespart. Es konnten hier ohnehin nur einige exponierte Standorte vorgeführt werden. An diesen aber ließ sich das Anliegen dieses Beitrags demonstrieren, daß es regionale Idiome in der Popmusik gibt.

Fazit: Die fremdkulturellen Anregungen wurden offensichtlich mit der eigenen Tradition überformt. So ist in unterschiedlichem Grade – je nach Land – im Melodischen und hier insbesondere in typischen melodischen Wendungen, im Rhythmischen oder im Klanglichen, bedingt durch das Instrumentarium und den Klangkörper, ein „lokales Kolorit“ festzustellen. Welche Elemente sich im Prozeß der Anverwandlung und der Übernahme durchsetzten, ist nicht nur abhängig davon, welche Abwandlungen die Popmusik zuläßt, sondern auch davon, welche gestalterische Kraft die Elemente der traditionellen Kunst besitzen.

Das Durchhaltevermögen im Prozeß der Anverwandlung wurzelt in dem Streben des Menschen nach einem festen Standort, den wir „Heimat“ nennen (Appadurai 1996), an dem wir Nähe empfinden (Willms 1991), um uns ohne Schaden zu nehmen auf Fremdes einlassen zu können.

Das Fremde als Reiz des Neuen zu adaptieren bei Bewahrung des Vertrauten, um der Entwurzelung zu entgehen, das ist der natürliche Ablauf im Gleichgewicht. Wir finden von ihm nicht nur beispielhafte Belege in den regionalen Idiomen der Popmusik, sondern dies ist auch der Weg, den die abendländische Musikgeschichte bis 1900 gegangen ist.

Literatur

Raimund Brix (1989): Neuropsychologische Grundlagen der Rhythmuswahrnehmung. In: Das Instrumentalspiel. Bericht vom Internationalen Symposium in Wien 1988, Wien/ München, S. 251–261.
Veit Erlmann (1995): Zur Ästhetik der Differenz. Ethno-Pop, New Age und World Music. In: Popmusik: yesterday. today. tomorrow. Beiträge zur DVSM-Tagung in Köln 1993, hrsg. von Markus Heuger und Matthias Prell, Regensburg (Con Brio), S. 95–105 (= Forum Musik Wissenschaft Bd. 1)
Jobst P. Fricke (1989): Merkmale und Bedingungen des Sprachlichen in der Musik. In: Die Sprache der Musik, Festschrift K.W. Niemöller zum 60. Geburtstag, hrsg. von J.P. Fricke, Regensburg (Bosse), S. 171–188. Dort S. 172.
Ders. (1993): Systematische oder Systemische Musikwissenschaft? In: Systematische Musikwissenschaft H. 1/2: Bericht über das 1. Internationalen musikwissenschaftliche Symposiums „Zum Stand der Systematischen Musikforschung heute“ in Moravany Sept. 1993, hrsg. von O. Elschek, Bratislava (ASCO), S. 181–194.
Ders. (1998): Musik: Analog – digital – analog. Digitalisierung und Begrifflichkeit als Norm in einer scheinbar analogen Welt. In: Vorträge und Berichte vom KlangArt-Kongreß 1995 an der Universität Osnabrück, hrsg. von Bernd Enders et al., Osnabrück (Universitätsverlag Rasch), S. 15–27 (= Musik und Neue Technologie Bd. 1).
Herbert von Karajan (1982): Mündliche Mitteilung beim Ostersymposium in Salzburg zu den Ausführungen von Gerhart Harrer: Das „Musikerlebnis“ im Griff des naturwissen-

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