- 98 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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dische Floskel an die andere, alle in anhemitonischer Pentatonik, mit den typischen Wendungen wie d-e-d-c|a oder d|d-e,d-c,a-g|a. Es gibt auf dieser Kassette aber auch eine Halbton-Pentatonik; bei einigen Stücken schleichen sich sogar auch die in der Pentatonik fehlenden Stufen als Durchgangstöne ein, so daß sie sich der Heptatonik, allerdings einer solchen mit modaler Prägung, annähert. Eines der Stücke erinnert in Rhythmus und Melodie an den Schlager Djingiskhan, der bei uns vor zwanzig Jahren mal in den Hitlisten war. Weitere bevorzugte Instrumente in dieser Serie von Stücken sind Flöte und Zupfinstrument (Synthesizer). Viele Stücke sind mit Gesang.

Die Koreanische Popmusik besitzt ein breiteres Spektrum. Sie läßt sich in zwei Gruppen teilen, in eine solche, die mehr bei der älteren Generation beliebt ist, und eine solche, die von der jüngeren bevorzugt wird. Die ältere Generation schätzt noch die Stücke mit pentatonischem Tonvorrat, wobei dieser gelegentlich anhemitonisch ist, meist jedoch die Halbtonstufe, je nach Skalenausschnitt, enthält. Typisch ostasiatisch klingen für unsere Ohren die in den Grundton, bei Halbschlüssen in die Quinte führenden Wendungen mit zwei Achteln vor dem Schlußton, die diesen im Quartfall oder aus der kleinen Terz von oben erreichen. Bevorzugte Instrumente sind – wie schon in China – Flöte mit Zupfinstrument, gelegentlich kommt auch ein Baß hinzu, dabei viel Gesang, bei dem die charakteristische Achtel-Bindung zu je zwei besonders deutlich wird.

Die indischen Stücke sind typisch in Instrumentarium (Sitar, Tabla) und Spielweise. Die klanglichen Schattierungen der Tongebung auf der Sitar sind ein unverwechselbares Kennzeichen indischer Spielkultur. Zur Eröffnung wird gelegentlich ein Vorspiel (Alap) gespielt, das die typischen Merkmale der Eröffnung eines Ragastückes enthält. Charakteristisches Merkmal der Spielweise sind bei aufsteigender Melodik das Hineinschleifen in die Tonhöhe, die Erhöhung gewisser Tonstufen, die abwärts höher genommen werden als im Aufwärtsgang (hört sich für uns an wie der Wechsel zwischen Dur- und Mollterz), die dabei gelegentlich sehr engen Halbtonschritte sowie die klangliche Nuancierung des Anschlags auf ein und demselben Ton. Ebenfalls aus der Raga-Musik in den Pop übernommen ist, daß gewisse Tonstufen in verschleifender Singweise nur kurz berührt werden. Das sind die Gründe, weshalb für unsere Ohren alles mehr oder weniger ragamäßig klingt.

Das Angklung-Orchester in Indonesien spielt die Dr. Schiwago-Melodie und La Paloma. Es wirkt durch das Instrumentarium allein schon exotisch. Trotzdem erinnern diese Stücke und die anderen Melodien an Drehorgelmusik und an holländische Konzertorgeln von Jahrmärkten. Das liegt am musikalischen Satz und den Tonverbindungen, die typische Anzeichen von Drehorgelmusik enthalten.

Das Türkische in der türkischen „Schlagermusik“, die ja in der BRD ein geläufiges Idiom ist, läßt sich am besten damit umschreiben, daß es immer irgendwie Anklänge an das hat, was wir als Janitscharenmusik kennen: scharfe Klangfarben von Holzbläsern, Zupfinstrumente zur Begleitung und eventuell gezupften Baß, oft scharf akzentuierte Rhythmen, Melodik mit der übermäßigen Sekunde und verschleifende Singweise in Verzierungen und Trillern, wie in der arabischen Welt üblich. Die ägyptische Musik läßt sich aber durchaus von der türkischen abgrenzen, wenngleich die Popmusik die Grenzen nivelliert.

Afrika gibt ein besonderes Problem auf; die Facetten sind besonders reichhal-


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