- 77 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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2.2.5 Komplexe Klänge aus dem Ringmodulator

Ein eigenartiger Klangeffekt, den vor allem die avantgardistischen Kompo-
nisten der Elektronischen Musik bevorzugt eingesetzt haben, wird mit Hilfe
des sogenannten Ringmodulators (RM) erzielt.
Hierbei handelt es sich um eine elektronische Schaltung, die die Frequen-
zen zweier Klangsignale addiert und subtrahiert.
Es müssen also immer zwei Klangquellen angeschlossen werden, damit
eine Wirkung des Ringmodulators zustandekommt.

Angenommen, wir geben auf die beiden Eingänge des RM-Moduls zwei
Sinustöne mit den Frequenzen 200 und 500 Hz, dann verwandelt der Ring-
modulator diese in die Frequenzen 700 Hz (200 + 500) sowie 300 Hz
(500 - 200).

1. Eingang: x = 200 Hz            x + y = 700 Hz

                    Ausgang:

2. Eingang: y = 500 Hz            x - y = 300 Hz

Die ursprünglichen Frequenzen werden dagegen (normalerweise) nicht
durchgelassen.
Verarbeitet der Ringmodulator komplexere Schwingungen mit vielen Teil-
tönen, so bildet er entsprechend viele addierte und subtrahierte Frequenzen,
die allerdings nicht mehr den ganzzahligen Frequenzverhältnissen der nor-
malen Teiltonstruktur entsprechen. Es kommt zu unharmonischen, recht
komplexen, ja geräuschhaften Schwingungsergebnissen, von denen einige an
die Ergebnisse der Klangsynthesen durch Modulation der Frequenz, Phase
oder Amplitude einer Schwingung erinnern, wenn Audio- und Modulations-
frequenz zueinander nicht in einem ganzzahligen Verhältnis standen.
Der Ringmodulator eignet sich besonders zur drastischen Verfremdung
von Klängen und musikalischen Strukturen, zur Realisation von "Science-
Fiction-Klangeffekten" (Roboterstimmen), zur Erzeugung von metallischen
oder glockenähnlichen Tönen u. v. a. m.
Das Modul verarbeitet außerdem nicht nur elektronisch erzeugte Klangsi-
gnale. Es ist sehr reizvoll, auch andere Instrumente, Stimmen usw., vielleicht
in Kombination mit den Oszillatoren des Synthesizers, klanglich zu verfrem-
den. Der Anschluß eines Tonbandgerätes oder dergleichen gestattet die Ring-
modulation kompletter Musikstücke.
Als Anfangsexperiment wird vorgeschlagen, zwei Sinusschwingungen zum
Ringmodulator zu führen. Verfügt man nur über einen VCO, kann das schwin-
gende Filter (Q-Faktor-Regler in der Stellung 'Osc') den zweiten benötigten
Sinuston liefern.


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