- 100 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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gerade das besondere Kennzeichen der Informationstechnologie, daß ihre Produkte nicht allein naturwissenschaftlich-physikalisch erklärt bzw. begründet werden können.

So sprach Anfang der 70er Jahre F. Bauer, einer der Väter der deutschen Informatik, von der Informatik als einer Geistes-Ingenieurwissenschaft. Im Unterschied zu anderen Technologien, die rein auf naturwissenschaftliche Forschungserkenntnisse rekurrieren, ist bei der Informationstechnologie zu beachten, daß geisteswissenschaftliche Erkenntnisse neben die Erkenntnisse der Physik treten müssen, damit sie verstehbar und eine technische Informationsverarbeitung möglich wird.

Siegfried Wendt (1991, S. 2) merkt hierzu treffend an:


Diese Abhängigkeit von einem zweiten Erkenntnisfundament gibt der Technik der Informationsverarbeitung im Spektrum der gesamten Technik eine Sonderstellung, (...). Informationstechnische Produkte mit einem informationsverarbeitenden Anteil zeichnen sich gegenüber anderen technischen Produkten dadurch aus, daß man materiell-energetische Sachverhalte als Ausdruck informationeller Sachverhalte interpretiert. Die Verbindung zwischen der Erscheinung und der Funktion solcher Produkte läßt sich nur durch eine Interpretation aufzeigen. Andere technische Produkte dagegen kann man erklären, ohne daß man über die Beschreibung materiell-energetischer Sachverhalte hinausgehen muß. Als ein Beispiel für letzteres mag man an den Automotor oder das Telefon denken.


Der digitale Computer dagegen als das originäre Produkt der Informationstechnologie bzw. sein Verhalten erlaubt aufgrund seiner Universalität die unterschiedlichsten Interpretationen und Einsatzmöglichkeiten. Daher muß mit Hinblick auf die Anwendung der Informationstechnologie - speziell des Computers - im Bereich der Musik zunächst noch zwischen den Zielen der entsprechenden musikalischen Anwendungsbereiche unterschieden werden. Es können drei größere Einsatzbereiche des Computers bzw. der Informationstechnologie im Bereich Musik herausgearbeitet werden: der künstlerische, der technologische und der wissenschaftliche Bereich.

Der künstlerische Bereich ist gekennzeichnet durch ein mehr unbewußtes, meist wenig wissenschaftlich reflektiertes, jedoch stark ausgeprägtes ästhetisches Vermögen, etwa die individuellen Schönheitsvorstellungen; diese mögen einhergehen mit religiösen oder sonstigen weltanschaulichen Überzeugungen. Der enge Umgang mit dem Material und die Kenntnis bestimmter eingeschränkter Traditionen wird vorwiegend durch eine Institution wie Hochschule oder Konservatorium vermittelt, wobei auch pädagogische Probleme im Vordergrund stehen.

Der Einsatz des Computers erfolgt an den Musikhochschulen und Konservatorien sowohl für künstlerische als auch für pädagogische Zwecke in den Bereichen Computermusik und computerunterstütztes Lehren (computer aided instruction = CAI) und Lernen. Der Bereich Computermusik kann weiter unterteilt werden, je nachdem, ob der Computer als Musikinstrument zur Erzeugung von Klängen betrachtet wird oder


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