- 29 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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abzeichnen und zu Mustern ordnen, von denen aus ich den Komplex Tonträger/Radio zu beleuchten versuche; im Hin und Her zwischen den beiden Komplexen werden die Muster zu korrigieren sein; die Perspektive, die ich schließlich gewinne, sei an dieser Stelle bereits sinnfällig gemacht anhand eines Beispiels, von dem ich annehmen möchte, daß es den wenigsten unter Ihnen bekannt ist.


TONBEISPIEL l

Giorgio Pressburger / Bruno Maderna

(Prod. RAI 1972)

Ages, Anfang bis GP nach integrierter Ansage - 4'55


Was es mit diesem Beispiel auf sich hat, darüber später mehr; ich wende mich, wie angekündigt, zuerst dem Komplex Film/Fernsehen zu und komme zur Sache.



Herbst 1913


Emil Hertzka, Verlagsleiter der Universal Edition Wien, erkundigt sich bei Arnold Schönberg nach den Bedingungen, unter denen dieser die Herstellung einer Filmversion seines Einakters Die glückliche Hand gestatten würde. Hertzka denkt natürlich an eine stumme Fassung, zu der ein mit den notwendigen Sängern und Instrumentalisten bestücktes Ensemble aus dem Orchestergraben die Musik live zuliefert, und stellt eine Tournée in Aussicht.

Schönberg geht ausführlich auf den Vorschlag ein und zählt auf: keine Änderungen an der Musik; Änderungen am Text nur, wenn er sie für nötig erachtet; Proben soviel wie's braucht (und nicht in vorher festgelegtem Umfang); Aufführungen in größeren Städten immer in der Originalbesetzung, in kleineren dürfe an Stelle des Orchesters eine elektrische Orgel verwendet werden, falls solche Orgeln tatsächlich leisten würden, was er sich von ihnen erhoffe. Folgen Angaben zum Film: Stil, Ausstattung, Produktion und so fort      

Arnold Schönberg an Emil Hertzka, undatiert, [Herbst 1913], in: Erwin Stein (Hrsg.),

Arnold Schönberg. Briefe, Mainz 1958, S. 40.


Daraufhin wird das Projekt begraben.

Interessant in unserem Zusammenhang, daß ein so empfindlicher Komponist wie Schönberg Film derart früh schon nicht nur als Medium zur Kenntnis nahm, sondern ihm bereits Kunstfähigkeit zubilligte. Darin war er seiner Zeit und der Gesellschaftsschicht, der er angehörte, weit voraus.


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