- 306 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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digen cultural lag      

So etwa die um ca. 20 Jahre verspätete Rezeption und Akzeptanz der Populären Musik seitens der bundesdeutschen Musikpädagogik


hinreichen. Einen Grund jedoch möchte ich schon an dieser Stelle nennen, weil er für mich zu einem wesentlichen Ausgangspunkt für die Absicht geworden ist, die Möglichkeiten des computergestützten Komponierens und Arrangierens unter den Bedingungen von Schule "vor Ort" zu erkunden: die Trennung der praktischen alltäglichen Arbeit der Lehrkräfte im Musikunterricht mit seinen materiellen, personellen und organisatorischen Engpässen und unmittelbaren Verwertungszwängen von Unterrichtsideen auf der einen Seite von der im Vergleich damit fast "luxurierenden" zeitlichen und inhaltlichen Freizügigkeit des Planens und Ausprobierens von mitunter vorauseilenden Ideen und didaktischen Ansätzen im Hochschulbereich auf der anderen Seite, bei der auch das Scheitern eines Vorhabens immer noch den Gewinn von nützlicher Erkenntnis und Erfahrung beinhalten kann.

Wenn es denn zutrifft, daß neue Ideen und Möglichkeiten im "Labor"-Bereich der Hochschulen mit so großer zeitlicher Verzögerung im Musikunterricht der Schulen ankommen, und umgekehrt der tägliche Unterricht sich nur noch selten als Kriterium und Erprobungsfeld für die Brauchbarkeit von theoretischen Überlegungen einzubringen vermag, dann bedeutet das in der Konsequenz, daß es nicht mehr hinreicht, als Hochschullehrer einigermaßen gut ausgestattet im Seminar sozusagen "für sich selbst" neue Ideen für Unterricht zu entwerfen. Vielmehr muß der nächste Schritt deren Erprobung im Musikunterricht selbst sein, gemeinsam mit einer Lehrkraft geplant und realisiert.

Jerrentrup / Terhag und Quast haben zwar schon früh von solchen Unterrichtsversuchen berichtet, ich selbst habe 1989 und 1990 zusammen mit zwei Lehrkräften ebenfalls Unterrichtsversuche durchgeführt.

Zusammen mit Heiner Bleckmann und Herma Janssen, vgl. die Literaturangaben in Anmerkung 3


Diese Versuche bezogen sich aber im Kern auf Themen und Verfahren im Umfeld von Populärer Musik, was zu dieser Zeit auch nahelag, weil die bei diesen Vorhaben eingesetzte Musikelektronik für die Produktion von Populärer Musik entwickelt worden war, die Autoren sich ihre eigenen praktischen Kenntnisse in der Auseinandersetzung mit diesem Themenfeld angeeignet hatten und bei den Schülern Motivationsprobleme nicht zu erwarten waren      

Vgl. dazu die ausführliche Dokumentation von Herma Janssen und mir zu unseren

 Erfahrungen mit dem Projekt Wick Blau, a.a.O., S. 47-58


Bei der Planung des Unterrichtsversuchs nun, den Ludger Bojert, Lehrer an einem Gymnasium in Bad Zwischenahn, und ich im Herbst 1991 durchgeführt haben und von dem ich im folgenden berichten werde, hatten wir uns daher vorgenommen, einen Schritt weiterzugehen, nämlich zu erkunden, inwieweit es möglich ist, die Verfahren des computergestützten Umgangs mit Populärer Musik nutzbar zu machen für die musikpraktische Arbeit mit kunstmusikalischem Material im Musikunterricht der Sekundarstufe II.


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