1. Grundlegende Gedanken zur Methodik des Gehörbildungsunterrichts:

Für welche methodischen Schritte bieten sich sinnvolle Möglichkeiten des computerunterstützten Lernens an?

Zwei didaktische Modelle der Gehörbildung

a. Das Modell der "Multilateralen Assoziation"

Der Anteil des Wissens (Musiktheorie) und der Instrumentalpaxis an der Entwicklung des musikalischen Gehörs wird häufig unterschätzt; alle drei Ausbildungsgebiete sollten aber in enger Verbindung stehen. Nach meinem Modell der "Multilateralen Assoziation" gibt es vier Erscheinungsformen musikalischer Ereignisse im menschlichen Bewußtsein, gewissermaßen "Schnittstellen" zwischen der Musik und dem musizierenden bzw. hörendem Individuum:

Abbildung 1

Man stelle sich diese "Schnittstellen" untereinander verbunden vor. Der "Kontakt" zur Musik kann in jeder der vier Gestalten erfolgen, und im Idealfall löst der Impuls an einer "Schnittstelle" eine Assoziation bei den drei anderen Punkten aus: beispielsweise stellt sich beim Hören eines Dominantquintsextakkords die Assoziation der konventionellen Tonika-Auflösung mit ihren Stimmführungsregeln ein (Begriff, Wissen), ein Notenbild steht vor dem geistigen Auge (Schriftbild), und die haptische Assoziation des am eigenen Instrument gegriffenen Akkordes stellt sich ein (Griff). Ein anderes Beispiel für dieses Modell, das man als Lehrer oft beobachten kann, ist der Geiger, der eine Melodie hört und beim Versuch, ihre Töne zu bestimmen, auf einem "imaginären" Griffbrett die Finger auf die entsprechenden Positionen setzt.

Wie man sieht, spielt in diesem didaktischen Modell des Gehörbildungsunterrichts die Einbeziehung von Instrumentalspiel und Musiktheorie eine wichtige Rolle.