- 49 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Gottfried Michael Koenig


Partitursynthese mit Computern



Ob elektronische Musik ohne Herrn Koenig gar nicht denkbar gewesen wäre, wie Herr Prof. Enders gerade suggerierte, möchte ich in aller Bescheidenheit bezweifeln, aber um elektronische Musik geht es heute ja eigentlich auch nur am Rande. Der Titel meines Vortrags

Dieser Beitrag ist ein leicht überarbeitetes Transkript des frei gehaltenen Vortrags.


lautet: Partitursynthese mit Computern, enthält also zwei Begriffe, die in der elektronischen Musik nicht eigentlich zuhause sind. Ich möchte zu diesen beiden Begriffen ganz kurz Stellung nehmen.



Was der Titel impliziert


Partitursynthese sagt sehr dezidiert, daß es sich um die Synthese aller möglichen Materialien handelt, die normalerweise in der Partitur zusammengefaßt und publiziert werden. Das heißt, es hat mit klingender Musik insofern nichts zu tun, als eine Partitur ja nicht klingt und sie anderer Agenturen des gesellschaftlichen Lebens bedarf, um zum Klingen gebracht zu werden. Das kann durch Orchestermusiker oder Solisten geschehen, durch Mitarbeiter eines elektronischen Studios oder Computerprogrammierer. Die Arbeit an der Partitur endet mit der symbolischen Darstellung musikalischer Zusammenhänge, verteilt, wie wir neuerdings gerne sagen, auf mehrere Parameter; diese Zusammenhänge können dann in unterschiedlicher Weise klanglich realisiert werden. Das noch Fehlende könnte man etwa Verklanglichung nennen, oder, wenn Sie Fremdwörter lieben, Sonorifikation oder - noch schöner - Timbrifikation. Ich könnte mir Partituren vorstellen, die in dieser Hinsicht ganz offen sind und erst nachträglich in die eine oder andere Klangwelt übersetzt werden müssen. Aber darüber werde ich jetzt nicht referieren.

Den zweiten Teil des Themas, mit Computern, habe ich absichtlich in der Mehrzahl gelassen, denn ich möchte darunter nicht nur den bekannten PC verstehen, den jeder inzwischen auf seinem Schreibtisch hat, sondern jegliche Apparatur, die auf mechanische Weise vorgegebene Daten in einen vorgegebenen Erlebnisraum zu projizieren vermag. Dazu gehören also auch etwa elektronische Studios. Dazu gehört selbst noch der Komponist, der seine Kompositionsregeln am Schreibtisch befolgt, ohne dafür irgendeiner elektronischen oder akustischen Schaltung zu bedürfen. Ich denke hier also an Computer im allgemeinsten Sinn programmmierbarer Apparate oder Hilfsmittel, also herunter bis zum Würfel auf dem Schreibtisch des Komponisten. Konkret aber werde ich sprechen über eine Partitursynthese, die auf die Mithilfe eines Computers angewiesen ist. Ich werde nicht auf die Computertechnologie eingehen, sondern vielmehr auf Gedanken und Erfahrungen, die mich bewogen haben, mich auf


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