- 102 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Spannungserzeugende Takes

An zwei Stellen benutzt Cooder ähnliche Mittel wie die eben genannten, um eine Spannungsentwicklung zu erstellen. Klan Meeting erklingt in den Segmenten 73–76. In zweieinhalb Minuten wird geschildert, wie die vietnamesische Gemeinde nach den Drohgebärden des Ku-Klux-Klan die Siedlung mit einem Schulbus verlässt. Die Musik fungiert als Klammer, die den Zusammenhalt der Segmente sichert. Eine besondere Wirkung wird durch den farblichen und musikalischen Kontrast zur vorausgehenden Szene erzielt: Während in Segment 72 warme Farben und gesellige Country-Tanzmusik dominieren, ist Segment 73 in kaltes Blau und das gespenstisch bläuliche Weiß der Ku-Klux-Klan-Kapuzen getaucht. Dazu erklingen abermals scharfe Slidegitarren-Klänge, die über einem e-Orgelpunkt gespielt werden.

Search & Destroy begleitet das Finale des Films, die Vorbereitungen für den Showdown und den Kampf zwischen den Vietnamesen Ben und Dinh und den Rednecks. Cooder beschränkt sich hier auf eine noch sparsamere Begleitung als vorher, bestehend aus Slide-Gitarre, Shakuhachi und Perkussion, um Klänge zu entwickeln, die mit dem kalten blauen Licht der Nacht korrespondieren und Assoziationen an einen Horrorfilm wecken. Auf dem eigentlichen Höhepunkt, der direkten Konfrontation von Shang und Dinh, wird die Musik ausgespart. Die Mittel, derer sich Cooder beim Spannungsaufbau bedient, sind durchaus genretypisch: fragmentartig abgerissene Motivpartikel, das Fehlen von durchgehendem Rhythmus und Begleitung und unregelmäßige Einwürfe der anderen Instrumente, vor allem der Perkussion, die zum Teil auch lautmalerisch arbeitet.

Gesangstakes mit Bezug zur Handlung

An manchen Stellen werden Stücke verwendet, deren Text direkten Bezug auf die Handlung nimmt. So beschreibt Gooks on Main Street die Einwandererthematik der Vietnamesen aus der Sicht eines amerikanischen Vietnam-Veteranen, folglich aus Shangs Perspektive, während Too Close direkt an die Liebesszene anknüpft, in der es erklingt. Die Musik wirkt hier eindeutig paraphrasierend zu den Bildern, die verschiedenen Stile entsprechen sowohl der Situation als auch den zuzuordnenden Personen.

Too Close ist eine langsame, walzerartige Country-Ballade. Die sanfte Begleitung und der Text »I’m dancin‘ so close to my baby« finden ihre Entsprechung im Bild und muten wie eine innere Stimme Glorys an.248

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Amy Madigan, die im Film Glory spielt, singt den weiblichen Gesangspart bei diesem Stück auf dem Soundtrack.
Abermals sei auf das Zusammenspiel von Farben und Musik hingewiesen: Das Interieur der Bar ist in tiefes Rot getaucht, während parallel dazu die zeitgleichen Aktivitäten von Dinh und seinen Fischerkollegen in kaltem Blau erscheinen. Die Musik drückt hier eine Illustration der Liebesbeziehung von Glory und Shang aus und dient gleichzeitig als typisches Musikbeispiel für eine vom Country & Western-Idiom geprägte Fischerbar.

Gooks on Main Street und The Last Stand bedienen sich einfacher Rock-Beats und verzerrter Blues-Gitarren Klänge, um die aggressive Rednecks-Meute musikalisch zu charakterisieren. Der hysterisch-aufgebrachte Gesang korrespondiert mit


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