Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?"

Introduction

In der ersten Einstellung des Films, dem Treppenhaus des Ministeriums, ist über die Hälfte der Leinwand schwarz. Vor den Fenstern im Hintergrund, die wie die einer Kathedrale anmuten, zeichnen sich die Silhouetten Stephens und seiner Mitarbeiter ab, die die Treppe heruntergehen. Dazu spielt die Klarinette die Anfangstakte der Introduction.

In dieser Szene wird die Basis für die Grundstimmung und Atmosphäre des Films gelegt. Introduction fungiert als main-title, es eröffnet und beschließt den Film (das Stück End Title stimmt weitestgehend mit Introduction überein). Gleichzeitig erklingen für Preisner charakteristische musikalische Merkmale wie die Verwendung eines Soloinstrumentes (hier wie so häufig bei ihm die Klarinette), das eine ruhige, klagende und in der Grundtendenz abwärts gerichtete Melodielinie ausspielt. Auch das erste Intervall der Phrase (sich aufschwingende kleine Sexte) findet sich häufig bei Preisner wieder³¹⁴

314: So im zweiten Hauptthema der Musik in der Kieslowski-Verfilmung Bleu (F/PL/CH 1993), vgl. Wollermann, Tobias: Zur Musik in der »Drei Farben«-Trilogie von Krzysztof Kieslowski. Osnabrück: Electronic Publishing 2002, S. 51.

und ist spätestens seit dem Tristan-Motiv mit dem Charakter von Sehnsucht, ungestillter Leidenschaft, Liebesschmerz etc. verbunden. Die Musik erhält die Funktion einer düsteren Prophezeiung nicht zuletzt dadurch, dass die Bildvorgänge keinesfalls der Atmosphäre der Musik entsprechen, im Gegenteil: Stephen wird als ein vom Premierminister geschätzter, gut situierter Mann mit Chauffeur und einem repräsentativen Haus dargestellt (vgl. darauffolgende Segmente), in dessen Leben alles geordnet zu sein scheint. Die Kontrapunktierung der biederen Realität durch die emotive Kraft der Musik wird zum Grundprinzip des Films.

Café Royal / Intimacy

Das Motiv der Stücke Café Royal und Intimacy besteht aus einem Auftakt, der aus vier Achteln besteht, und anderthalb Volltakten (Ganze an Halbe gebunden). Die bereits in der Introduction erzeugte Atmosphäre wird beibehalten: Es spricht eine