- 133 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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melancholische Tragik aus dieser Phrase, welche besonders auf die Harmonik zurückzuführen ist, die – aus Molltonika, DV als Substitut für Mollsubdominante (ein DV hat an dieser Stelle stärkere Ausdrucksqualitäten als die s) und Dominantseptakkord bestehend – keinen (harmonischen) Ausweg aufzeigt, sondern immer wieder auf die Molltonika zurückkehrt. Analog dazu ließe sich diese Ausweglosigkeit auf den Inhalt übertragen, der kein Entrinnen vom Schicksal ermöglicht und die Protagonisten in ihrer Obsession gefangen hält. Abermals klingt eine kleine Sexte durch, an dieser Stelle abwärts gerichtet von d nach fis zwischen Auf- und Volltakt (vgl. Transkription).



Café Royal wird zum ersten Mal in Take 2 montiert, wo es sich aus einem Klavierstück entwickelt, welches vermutungsweise die Tochter Sally spielt. Schließlich erklingt noch ein von Streichern gespieltes h, so dass die Musik fließend die On-Ebene verlässt, nun aus dem Off erklingt und somit den Charakter eines dramaturgischen Eingriffes erhält. Erneut steht der Ausdruckscharakter der Musik im Gegensatz zu den Bildern, da Stephen im harmonischen Familienleben gezeigt wird.

Im letzten Take, das aus drei Stücken besteht, wird dieses Motiv von Orchester und Klavier gespielt (Damage). An dieser Stelle spielt Preisner die der Musik immanente Tragik in vollem Maße durch den exzessiven Gebrauch der Sexte (hier simultan) und einer Dynamik, die ins forte geht, aus, während die Kamera das Gesicht Annas auf dem vergrößerten Foto heranzoomt, bis es unscharf wird. Durch den Titel des Stückes bestätigt sich die oben erwähnte Analogisierung der kreisenden, auf sich selbst zurückführenden Harmonik mit dem Schicksal des (der) Protagonisten: Die ›damage‹, der Schaden, ist nicht abzuwenden, das Fatum unausweichlich.

Des Weiteren findet die Motivik in The Last Time Verwendung, einem Jazz-Stück im Latin Groove, das die letzte Zusammenkunft von Stephen und Anna kennzeichnet. In einer Parallelmontage wird gezeigt, wie beide Protagonisten von ihrer Arbeit aufbrechen und sich schließlich in der Wohnung treffen. Die folgenden Einstellungen sind durch weiche Überblendungen und ein Ausfaden der Geräusche gekennzeichnet, so dass diese Sequenz einen irrealen, traumhaften Charakter erhält. Der Einsatz der Trompete, die das Motiv spielt, erinnert stellenweise an die Verwendung der Musik in Ascenseur pour l’échafaud. War die Musik in jenem Fall vor allem Ausdruck der Einsamkeit, so kann diese Auslegung auch für die Szene in Damage übernommen werden. Obwohl Stephen und Anna ihre gemeinsamen Stunden genießen, verkündet die Musik bereits die bevorstehende psychische und physische Isolation des Protagonisten.


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