- 134 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Stephen

Nachdem Anna und Stephen sich zum ersten Mal auf dem Empfang treffen (Segment 7) und intensiven Blickkontakt haben, ertönt das Stück Stephen, ein zwölftaktiges Cello-Thema, dessen charakteristisches Merkmal die chromatischen Achtelabschnitte im 3/8-Takt sind.



Die ersten sechs Takte sind vom kontinuierlichen Wechsel der Molltonika (a-moll) und der entsprechenden Dominante (E7) geprägt, bis in Takt 7 eine Quintfallsequenz mit leitereigenen Tönen zu beginnen scheint,315

315
Vgl. Johannes Brahms op. 117, Nr. 2. In diesem Intermezzo findet sich eine vergleichbare harmonische Entwicklung in den Takten 2–4. Das Stück steht in b-moll. In Takt 2 setzt die Quintfallsequenz mit b-moll7 ein, worauf es-moll7 folgt. Entsprechend erklingt anschließend As7 gefolgt von Des mit großer Septe. Der Ausdruckscharakter dieses Intermezzo kann mit melancholisch-resignativ beschrieben werden, Brahms selber nannte die drei in Opus 117 zusammengefassten Intermezzi ›Wiegenlieder meiner Schmerzen‹. Auch wenn die kurzen Motive Preisners nicht mit dem feinen Klaviersatz und der harmonischen Komplexität des Brahms-Stück zu vergleichen ist, ähnelt sich dennoch die Stimmung der beiden Stücke, gerade durch die Verwendung der barocken Quintfallsequenz.
welche allerdings nach drei Takten wieder in einen DV mündet, an den sich eine Wiederholung der Takte 2–3 anschließt, die die Phrase beenden. Auch hier schließt sich der (harmonische und motivische) Kreis (vgl. oben)! Die Musik führt auf sich selbst zurück und bewirkt durch den Abschluss auf einer Dominante (E) ein (in dieser tonalen Musik) automatisches Erwarten der Molltonika, die jedoch ausgespart wird. Die Musik wird an dieser Stelle mit einer inneren Stimme Stephens assoziiert, der nach der Begegnung mit Anna nicht mehr dem Smalltalk seines Kollegen Donald zuzuhören scheint, sondern nur noch Augen für die Freundin seines Sohnes hat. Neben der Melancholie, die aus der Harmonik des Stückes herausspricht, sind vor allem der Vorhalt (T. 1), die Halbtonschritte (T. 2, 3, 9) und der Tritonus in relativ hoher Lage (T. 10) Zeichen für eine innere Spannung des Protagonisten und konstituieren den klagenden Charakter des Stückes.

Stephen begleitet die zugeordnete Person in verschiedenen Situationen des Films, so in dessen Zimmer im Pariser Hotel, während der nächtlichen Zusammenkunft mit Anna auf dem Landsitz seines Schwiegervaters und bei Entdecken von Annas geheimer Wohnung. In allen Fällen repräsentiert die Musik sein Verlangen und seine Sehnsucht nach ungestörtem Glück mit Anna.


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