- 138 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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mage). Zudem nutzt der Komponist Stilmittel wie abwärts gerichtete Melodielinien, Chromatik und agogische und dynamische Schwankungen, um den jeweiligen Gemütszustand bzw. die jeweilige Stimmung zu untermalen.

In ihrem Kontrast zur sterilen, materiellen Welt und als Ausdruck von Gefühlen und Leidenschaft musikalisiert die Partitur Preisners die Quintessenz des Films: »We give in to love because it gives us some sense of what is unknowable.« Die Musik steht für das, was man im Gegensatz zur konkreten Welt nicht wissen kann, was man nur durch die Liebe fühlen kann. Diesem nicht in Worte zu fassenden Geheimnis versucht sich die Musik anzunähern.

Gleichzeitig zählt Damage zu den Filmen Malles, die am deutlichsten eine Musiksprache verwenden, die es bewusst auf eine emotionale Beeinflussung des Zuschauers anlegt. Durch den weitgehenden Einsatz der Musik im Off und den an die Gefühlsregungen des Protagonisten angelehnten Musikbeispielen, die die Handlung weitgehend paraphrasieren, wird der Filmbetrachter in die innere Handlung Stephen Flemings eingetaucht und in stärkerem Maße als in anderen Filmen gelenkt. Jean-Claude Laureux kritisiert eben diesen Punkt, indem er der Musik Preisners Geltungsbewusstsein und dem Film eine gewisse Eindimensionalität unterstellt:

»Preisner n’est pas toujours un compositeur qui me passionne. Il a du talent, c’est évident, mais c’est une musique qui s’entend, qui cherche la vedette. [...] Je ne suis pas sûr que ce soit un film qu’il [L. M.] sentait complètement personnel et que finalement il pensait qu’une musique un peu spectaculaire pouvait l’aider. Ce que je n’aime pas dans ce film – je crois que dans l’oeuvre de Louis, c’est un film très à part – c’est que ce film-là est un film beaucoup plus dirigiste, c’est-à-dire qu’il n’y a pas deux lectures possibles. Dans ce sens-là, il est très américain, en fait, le cinéma américain est comme ça, il entraîne le spectateur là où il veut l’entrainer, il est manipulateur.«323

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»Preisner ist nicht immer ein Musiker, der mich begeistert. Er ist ohne Frage talentiert, aber seine Musik will gehört werden und passt gut zu großen Filmstars. [. . . ] Ich bin nicht sicher, ob Louis mit diesem Film hundertprozentig zufrieden war, so dass er dachte, eine etwas spektakuläre Musik könne ihm helfen. Was ich an dem Film nicht mag – ich glaube, der Film steht in Louis’ Schaffen ziemlich isoliert da – ist, dass er den Zuschauer stark lenkt; es gibt keine zwei Möglichkeiten, den Film anzusehen. In diesem Sinne ist er sehr amerikanisch, denn das amerikanische Kino [Hollywood] funktioniert auf diese Art und Weise, es lenkt den Zuschauer in die Richtung, in die es ihn haben möchte, es manipuliert ihn.«

Somit steht nach Aussage von Laureux der Film im Widerspruch zum von Malle postulierten ästhetischen Grundsatz, sich nicht einer manipulatorischen Verwendung von Musik zu bedienen. Die Arbeiten an Damage kennzeichnen eine Phase, in der Malles Gesundheitszustand sich verschlechterte.324

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»Die Arbeit an VERHÄNGNIS hat mir wenig Vergnügen bereitet, aus verschiedenen Gründen, die ich hier nicht vertiefen will, aber der Hauptgrund war, dass ich mich schlecht fühlte, und mittendrin unterbrach ich die Arbeit für zehn Tage, weil ich ins Krankenhaus musste. Irgendwie schleppte ich mich jeden Tag zum Drehort. Und ich hatte Probleme mit den Schauspielern.«, zit. n. French (1998), S. 292
Die ästhetische Sonderstellung des Films muss folglich auch aus diesem Blickwinkel berücksichtigt werden.


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