- 231 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Zimmer (durch das Aneinandervorbeireden) deutlich, dass es für die beiden keine gemeinsame Zukunft geben wird. Und wenn Sally am nächsten Morgen mit dem Auto im Licht der aufgehenden Sonne fährt, wird die Szene durch die im Radio laufende Sendung über französische Weine ironisiert, so dass man auch ihr Scheitern vermuten könnte. So vielschichtig sich die Atmosphäre gestaltet, so vermischen sich verschiedene Genres in diesem Film. Er enthält Elemente des Liebes-, Gangster- und Kriminalfilm; gleichzeitig erinnert er an eine Gaunerkomödie, die jedoch wie oben bereits erwähnt auch tragische Elemente in sich trägt. Schließlich stellt er sich nicht zuletzt durch seinen Titel in die Reihe der amerikanischen Filmtitel-Städte, wie Nashville (USA 1975, Regie: Robert Altman) oder Manhattan (USA 1979, Regie: Woody Allen).

Abermals bezeichnend für den Stil Louis Malles ist neben der Dokumentarästhetik das präzise Beobachten des Verhaltens der Figuren, ohne dieses jedoch zu moralisieren und zu bewerten: »Malles narrativer Grundgestus erzeugt eine in sich beständig ambivalente Atmosphäre von identifikatorischer Nähe und kritischer Distanz.«618

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Vogt, Guntram: »Die chaotische Ordnung der Beziehungen im geordneten Chaos der Verhältnisse. Louis Malle: Atlantic City, USA (1979)«. In: Koebner, Thomas: Autorenfilme. Elf Werkanalysen. Münster: Maks 1990, S. 226–248, hier S. 232 f.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Vincent Canby: »Like all of Mr Malle’s earlier work, the film regards its principal characters with a kind of detached serenity that prevents sentimentality from creeping in.«619
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Canby, Vincent: »Atlantic City«. In: Canby, Vincent/Maslin, Janet: The New York Times Guide to the Best 1000 Movies ever made (hrsg. von Peter M. Nichols). New York: N. Y. Times Company 1999, S. 43 f., hier S. 44

Neben den weiteren Funktionen in der Musikdramaturgie wird zu klären sein, inwieweit die Musik einen Anteil an dieser Darstellung der Charaktere hat, bzw. eine nähere Identifikation mit ihnen verhindert.

  Die Musik im Film

Im Gegensatz zu Filmen wie Pretty Baby, Ascenseur pour l’échafaud oder Le Feu follet, die sich auf wenige musikalische Idiome beschränken und deren musikdramaturgische Qualitäten unter anderem in der atmosphärischen Geschlossenheit und stilistischen Einheit zu suchen sind, wird der Film Atlantic City, U.S.A. durch eine vielseitige Mischung aus Klassik, Jazzformen und amerikanischer Popularmusik bestimmt. Sein Musikanteil ist mit 1705 Sekunden, was 28 % entsprechen, im mittleren Bereich anzusiedeln.

Das einzige klassisch-romantische Stück ist die Sopranarie der Norma, Casta Diva, che inargenti aus Vincenzo Bellinis Oper Norma (1831). In den Bereich des Jazz gehören die von Michel Legrand komponierten Stücke Piano Blackjack, Trio Jazz, Road Map For a Free Jazz Group und die Tommy Dorsey-Nummer Song of India.

Das Paul Anka-Stück Atlantic City, My Old Friend sowie On the Boardwalk of Atlantic City sind dem Variété, Musical bzw. typischen Entertainerrepertoire à la Frank Sinatra zuzuordnen, während die restlichen Legrand-Kompositionen wie ein Querschnitt aus der amerikanischen Rockmusik der 70er-Jahre anmuten: Bellini-Rock ist ein Funk-Rock, No Gambling Allowed ebenfalls ein Funk mit Bläsersätzen


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