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ebenso zum Interieur des Raumes wie die teilweise surrealistischen Möbel (ein
Stuhl aus einem Hirschgeweih), die ständig wechselnde Farbbeleuchtung durch
die Reklame, der Verkehrslärm an der Place Pigalle und die die Rolle eines
Gebrauchsgegenstandes (Roboter) einnehmende Albertine, deren einzige Funktion
offensichtlich darin besteht, ihren Ehemann Gabriel zu bedienen. Somit erinnert die
Musik hier an das Konzept Erik Saties einer ›musique d’ameublement‹, einer
Musik die nicht bewusst wahrgenommen werden sollte, einer Musik, die analog
einer Tapete oder eines Möbelstücks zur Ausstattung des Raumes beitragen
sollte.93
Ähnlich verhält es sich mit den Take 37 und 39/40. Erneut ist Albertine in der Wohnung Gabriels, als Mado Ptits Pieds hereinkommt und ihr von ihrer Verlobung erzählt. Die Musik ist erneut der ›musique d’ameublement‹ zuzurechnen, verstärkt hier aber noch in stärkerem Maße den geheimnisvollen Zug Albertines, insbesondere wenn diese in amerikanischer Einstellung den Gang entlang zu schweben scheint oder in Großaufnahme ganz in blau getaucht ihren Lesbianismus durchscheinen lässt. Dabei gewinnt die Kombination ihrer Augen mit der Musik einen hypnotischen Charakter, zumal die Musik eine indisch-orientalische Note trägt.94
Diese beiden Beispiele zeigen ein sehr stimmiges Zusammenspiel von Bild und Musik, in Szenen, in denen Albertine in der Wohnung Gabriels auftritt. Beide Elemente verstärken den rätselhaften Charakter der Frau, die sich am Ende des Buches übrigens in einen Mann verwandelt. Zweifellos fallen besonders diese Stellen auf, da sie aus musikalischer Sicht einen Ruhepol inmitten der ansonsten sehr hektischen Jazz-Takes darstellen. Kommentierende Musik In mehreren Take übernimmt die Musik die Funktion des Kommentars. An dieser Stelle seien zwei Beispiele herausgegriffen, die verdeutlichen sollen, wie Malle mittels der Musikdramaturgie die oben bereits aufgeführte Kritik an der Erwachsenenwelt und des Großstadtlebens erreicht. In Segment 28 trifft Pedro zum ersten Mal auf Albertine, die er im Verlauf des Films immer wieder verfolgen soll. Bei ihrem Anblick ertönt ein Streichermotiv (Take 21), welches an das Tristan-Motiv aus Wagners Musikdrama Tristan und Isolde erinnert.
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