- 53 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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In der weiteren Analyse wird zu untersuchen sein, inwieweit die Musik diese Ästhetik unterstützt bzw. inhaltlich oder atmosphärisch weitere Aspekte in den Film transportiert.

  Die Musik im Film

Im Film Le Feu follet verwendet Louis Malle ausschließlich Klaviermusik von Erik Satie, Ausschnitte aus den Gymnopédies I-III und Gnossiennes I-III. Malle montiert relativ wenig Musik. In zwölf Takes erklingen 812 Sekunden Musik, was einem Anteil von etwa 12 % entspricht. Die insgesamt sechs verschiedenen Stücke werden teilweise mehrmals verwendet; es stellt sich somit die Frage nach inhaltlichen Elementen, die die Takes musikalisch verbinden. Bei einer derartigen Interpretation ist Vorsicht geboten, zumal die Stücke vom Gestus und Ausdruck relativ einheitlich wirken. Dennoch lassen sich zwei Aspekte herausstellen: Alains Scheu vor Frauen und die Thematik des Berührens.

Musik als Kennzeichen zentraler Inhaltsmotive

Die III. Gymnopédie erklingt in den Segmenten 1 und 15/16. In beiden Fällen setzt die Musik ein, wenn Alain etwas berührt; im ersten Fall (Take 1) ist es Lydia, mit der er die Nacht verbracht hat, im zweiten Fall (Take 6) der Revolver, mit dem er sich schließlich erschießen wird. Im ersten Take zeigt sich das Dilemma des Alain, der von sich denkt, ein schlechter Liebhaber zu sein und der sich in diesem Segment sichtlich unwohl fühlt: »Pour lui, la sensation avait glissé, une fois de plus insaisissable, comme une couleuvre entre deux cailloux.«129

129
Kommentar der Off-Stimme in: »Le feu follet – découpage«, S. 8 (»Für ihn war die wieder einmal nicht greifbare Empfindung entglitten, wie eine Natter zwischen zwei Kieselsteinen.«). In der deutschen Synchronfassung tritt anstelle der ›Empfindung‹ Lydia, so dass der Effekt noch verstärkt wird.
Nach unangenehmem Schweigen sagt Lydia »Mon pauvre Alain«, worauf dieser sie berührt. In diesem Moment setzt die Musik ein.

In Segment 15 ergreift Alain den Revolver und betrachtet ihn. Dazu erklingt abermals die III. Gymnopédie. Der Griff nach der Waffe scheint Alain jedoch offenbar leichter zu fallen als die Berührung eines Menschen, was mit einem Zitat aus dem Roman Le Feu follet korrepondiert: »Un revolver, c’est solide, c’est un acier. C’est un objet. Se heurter enfin à l’objet.«130

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Drieu la Rochelle, Pierre: Le feu follet suivi de Adieu à Gonzague. Paris: Gallimard 1972, S. 172 (»Ein Revolver ist dauerhaft, er ist aus Eisen. Ein Revolver ist ein Objekt. Endlich mit dem Objekt zusammenstoßen.«)
An dieser Stelle wird Alains Verhältnis zu Dingen, denen er offenbar mehr vertraut als Menschen, deutlich.

Im gleichen Kontext steht eine weitere Parallele zweier Takes. Sie thematisiert seine generelle Angst und Scheu Frauen gegenüber. Während Take 2 erklingt, gesteht


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