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springt sie für eine verstorbene Künstlerin ein und erfindet mit Maria I unfreiwillig
den Striptease. Maria II avanciert zum Star der Truppe. Unterwegs stoßen sie auf
den Revolutionsführer Florès, in den sich Maria I verliebt. Der Zirkus wird alsbald
vom Diktator Rodriguez gefangengenommen. Bei der Flucht erliegt Florès seinen
Verletzungen. Maria I schwört ihm zuvor, die Revolution zu vollenden, was mit Hilfe
von Maria II und deren Erfahrung im Bombenbau auch gelingt. Vorher werden die
beiden jedoch vor die Inquisition gebracht, können aber mit Hilfe der Zirkusleute
befreit werden. Die letzte Einstellung zeigt das Duo bei einer Revue in einem Pariser
Theater.
Malles Film ist eine bunte Mischung verschiedener Stile. Er vereint das
Western- und Abenteuergenre mit der Komödie, streift dabei das Musical
und die Operette und erinnert gerade in den klamaukartigen Gags an den
früheren Film Zazie dans le métro oder an Comic Strips. Diese Melange war
der Hauptkritikpunkt der Rezensionen, vor allem denen der Cahiers du
Cinéma.147
Vgl. Comolli, Jean-Louis: »Viva Maria!«. In: Cahiers du Cinéma 177 (4/66), S. 75
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Malle hatte vor, den traditionellen Abenteuerfilm zu parodieren. Hierbei diente Vera
Cruz (USA 1954, Regie: Robert Aldrich) als Vorbild; anstelle der männlichen
Hauptdarsteller Gary Cooper und Burt Lancaster setzte Malle in Viva Maria Jeanne
Moreau und Brigitte Bardot ein. Das Budget des Films lag bei 13 Millionen Mark.
Dieser war damit in finanzieller Hinsicht das bis dahin größte Projekt Malles.
Kritiker warfen dem Regisseur vor, zu viele Aspekte auf einmal zu behandeln; die
ursprünglich geplante leichte Komödie wird so im Laufe des Films in verstärktem
Maße zum echten Abenteuerfilm. Manche Pointen kommen zudem aufgrund des
Overkills an auditiven und visuellen Momenten nicht zur Geltung. In Frankreich
erregte der Film vor allem wegen seiner Protagonisten Bardot und Moreau
Aufsehen, die bis dahin noch nie gemeinsam vor einer Kamera gestanden hatten.
Vieles im Film erinnert an eine Revue, nehmen doch die Zirkuseinlagen und
die Gesangsdarbietungen der Hauptdarstellerinnen einen recht großen Platz
ein. Dieser Aspekt ist insbesondere für die Musikdramaturgie von wichtiger
Bedeutung, da die Musik durch ihre Verarbeitung zur Vermengung der Genres
beiträgt.
Der Aufbau des Films ist wie schon bei den früheren Werken Malles eigenwillig:
Nachdem die Kindheit, Jugend und der weitere Werdegang der Maria II
beschrieben und die Tanz- und Gesangseinlagen Hauptbestandteil des ersten
Teils des Filmes sind, rückt im Folgenden die zu vollendende Revolution in der
Vordergrund. Der Film-Dienst nennt den Film eine »gut gestaltete und gespielte
Persiflage«.148
Bastian, Günter: »Viva Maria!«. In: Film-Dienst 7 (16. 2. 1966), Kritik Nr. 13847
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Dennoch wird an einigen Stellen nicht klar, inwieweit Malle seinen Film als Ironisierung
der verschiedenen Genres versteht, da sich Thematik und Handlungsschwerpunkt wie
oben bereits erwähnt im Laufe des Films ändern und manche Szene (unfreiwillig) ernst
erscheint (in der Spiegel-Rezension des Films wird von »Regie-Schizophrenie«
gesprochen149
o. V.: »Ave Maria«. In: Der Spiegel 7/66, S. 122
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).
Dieser Aspekt ist insbesondere in Bezug auf die Musik von Bedeutung, da sich die Frage
stellt, ob Malle durch den Gebrauch von genretypischen Stilelementen eine ähnliche
Wirkung erzielen möchte, wie er es möglicherweise in Zazie dans le métro angestrebt
hat: die Ironisierung musikalischer Mittel durch deren bewusst stereotypen
Einsatz.
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