- 59 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Verbindendes Element stellt für Gévaudan die gemeinsame Zugehörigkeit zur Bourgeoisie dar, die von den einzelnen wenn nicht verneint, so doch verraten wurde. Rigaut war Dadaist, Drieu la Rochelle sympathisierte in der Zwischenkriegszeit nacheinander mit dem Katholizismus, Pazifismus, Kommunismus und Faschismus. Alain Leroy scheint ebenfalls aus dem bürgerlichen Milieu zu entstammen, deren Werte und Lebensformen ihn jedoch abstoßen (vgl. Szene mit Dubourg). Auch Satie lebte wie ein Außenseiter, der lange Jahre in einem alten Haus in Arcueil bei Paris wohnte, in das er niemanden eintreten ließ. Dieses Abwenden von den Traditionen und Eigenschaften der eigenen Klasse, so Gévaudan, mag auch Louis Malle fasziniert haben, der ebenfalls nicht den Erwartungen seiner Familie gerecht wurde, indem er Filmemacher wurde, anstatt die väterliche Zuckerfabrik zu übernehmen: »Voilà peut-être ce qui a attiré Louis Malle. Ce fils de la haute est lui aussi un marginal. Aux profits faciles des industries sucrières, il a vite préféré les aléas acides de la pellicule.«144

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Ebda., S. 85 (»Dieses hat möglicherweise Louis Malle angezogen. Dieser Sohn der Großbourgeoisie ist auch ein Außenseiter. Anstelle der sicheren Einkommen aus der Zuckerindustrie hat er früh die herben Risiken des Filmemachens vorgezogen.«)
Somit mögen die ähnlichen Voraussetzungen der verschiedenen Künstler, die zu diesem Film beigetragen haben und ihre Einstellung zu der sozialen Schicht aus der sie stammen, die gelungene Symbiose verschiedener Disziplinen in einem Film begünstigt haben: »La complicité. Entre un écrivain, un opérateur, un musicien, un cinéaste. Merveilleuse alchimie que le cinéma lorsqu’il s’appelle Le Feu follet145
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Ebda., S. 87 (»Geheimes Einverständnis. Zwischen einem Schriftsteller, einem Kameramann, einem Musiker und einem Regisseur. In Le Feu follet zeigt sich das Kino als wundervolle Alchimie.«)

Die Neutralität der Darstellung, auf die bereits mehrfach hingewiesen wurde, entspricht der generellen Haltung Malles in Bezug auf seine Charaktere und Figuren: Susanne Marschall konstatiert eine Mischung aus »tiefgründigem Verstehen einer Figur und distanzierter Beobachtung ohne moralische Bewertung«.146

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Marschall, Susanne: »Louis Malle«. In: Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. Stuttgart: Reclam 1999, S. 443–448, hier S. 444
Die Musik passt sich im Falle des Films Le Feu follet dieser Ästhetik an.

  Viva Maria – eine Revolutions-Operette mit Delerue-Musik

Der 1965 gedrehte sechste Spielfilm von Louis Malle beschreibt die Geschichte einer zur Terroristin erzogenen Irin, die in Mexiko auf einen Wanderzirkus trifft und mit ihrer Gesangs-und Stripteasepartnerin die dortige Revolution über ein despotisches Gewaltregime vollendet.

Nachdem ihr Vater bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben kommt, flieht Maria II durch den Dschungel Mittelamerikas, bis sie sich einem Wanderzirkus anschließt. Kurzfri-


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