Verbindendes Element stellt für Gévaudan die gemeinsame Zugehörigkeit zur Bourgeoisie dar, die von den einzelnen wenn nicht verneint, so doch verraten wurde. Rigaut war Dadaist, Drieu la Rochelle sympathisierte in der Zwischenkriegszeit nacheinander mit dem Katholizismus, Pazifismus, Kommunismus und Faschismus. Alain Leroy scheint ebenfalls aus dem bürgerlichen Milieu zu entstammen, deren Werte und Lebensformen ihn jedoch abstoßen (vgl. Szene mit Dubourg). Auch Satie lebte wie ein Außenseiter, der lange Jahre in einem alten Haus in Arcueil bei Paris wohnte, in das er niemanden eintreten ließ. Dieses Abwenden von den Traditionen und Eigenschaften der eigenen Klasse, so Gévaudan, mag auch Louis Malle fasziniert haben, der ebenfalls nicht den Erwartungen seiner Familie gerecht wurde, indem er Filmemacher wurde, anstatt die väterliche Zuckerfabrik zu übernehmen: »Voilà peut-être ce qui a attiré Louis Malle. Ce fils de la haute est lui aussi un marginal. Aux profits faciles des industries sucrières, il a vite préféré les aléas acides de la pellicule.«144
Die Neutralität der Darstellung, auf die bereits mehrfach hingewiesen wurde, entspricht der generellen Haltung Malles in Bezug auf seine Charaktere und Figuren: Susanne Marschall konstatiert eine Mischung aus »tiefgründigem Verstehen einer Figur und distanzierter Beobachtung ohne moralische Bewertung«.146
Viva Maria – eine Revolutions-Operette mit Delerue-MusikDer 1965 gedrehte sechste Spielfilm von Louis Malle beschreibt die Geschichte einer zur Terroristin erzogenen Irin, die in Mexiko auf einen Wanderzirkus trifft und mit ihrer Gesangs-und Stripteasepartnerin die dortige Revolution über ein despotisches Gewaltregime vollendet. Nachdem ihr Vater bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben kommt, flieht Maria II durch den Dschungel Mittelamerikas, bis sie sich einem Wanderzirkus anschließt. Kurzfri- |