- 78 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Musik

Gesang

(Bruder singt Ausschnitte aus
Walthers Preislied aus Wagner:
Die Meistersinger von Nürnberg)

Gesumme

(Schwester/Bruder?)

Gesang/Klavier/
Orchester

(Wagner: Tristan und Isolde)

Synthesizer

(Einhornmotiv)

Klavier

(Katze)

Die Geräusche sind in die Untergruppen Allgemein, Technik und Tiere unterteilt, wobei in der letzten Gruppe nur nonverbale Tiergeräusche eingeordnet sind. Die verbalen Tiergeräusche, Tierlaute, haben eine Zwischenposition inne, da sie einerseits den Stimmen der Tiere entstammen, andererseits aber zunächst nicht auf die gleiche Ebene wie die im Film erklingende menschliche Sprache zu stellen sind. Als Grenzfälle können hier die an die menschliche Sprache angelehnten Äußerungen der Ratte und des Schweins angesehen werden. Ebenso schwierig gestaltet sich die Einteilung der Sprache der Kinder untereinander und der alten Dame in der Kommunikation mit der Ratte. Obwohl von menschlichen Stimmbändern produziert, stellt die Sprache der Dame eine Fantasiesprache dar, die real nicht existiert. Die Äußerungen der Kinder sind eher nichtsprachlichen emotionalen Exklamationen zuzurechnen. Die zum Bereich Musik hinzugerechneten Klaviertöne der Katze grenzen wiederum an die Kategorie Geräusch an.

Geräusche

Wie bereits aus der obigen Aufstellung zu entnehmen ist, gestaltet sich die Geräuschebene ausgesprochen vielseitig. Malle überträgt das Prinzip der Alternierung alltäglicher, realistischer Geschehnisse und unwirklicher, surrealistischer Elemente188

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Vgl. Kuehn (1984), S. 49: »The mystery is inseparable from its narrative structure itself, for Black Moon is, in fact, a surrealistic film, in which the supra-normal and the everyday are intermingled. The unicorn, for example, a figure outside of waking reality is integrated within the framework of everyday animals and trees.«
auch auf die auditive Schiene. Was auf der visuellen bzw. handlungsdramaturgischen Ebene beispielsweise durch Lilys Ergreifen des Milchglases und den anschließenden Schnitt auf ein Ferkel im Babystuhl ausgedrückt wird, findet seine Entsprechung darin, dass manche Geräusche im Verhältnis zu anderen unnatürlich laut erscheinen. Das Auto und der Kriegslärm scheinen einer realistischen Lautstärke zu entsprechen, während einige Tiergeräusche verstärkt wiedergegeben werden. Gerade Tausendfüßler, Gottesanbeterin und Käfer erklingen sehr laut,189
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Vgl. Canby (1975): »When Lily listens to a slug as it crawls over a log, it sounds as if a defeated army were making its way over a mountain.«
auch wenn die Dimension der Geräusche der Einstellungsgröße zu entsprechen scheinen (Groß/Detail). Die Tierlaute scheinen dagegen im normalen Verhältnis zum Rest der Geräusche zu stehen.

Die unnatürlich laute Abmischung der Insektengeräusche wirft die Frage nach dem point d’écoute auf. Da der Zuschauer den Film fast durchgehend aus Lilys Perspektive sieht, ist anzunehmen, dass er auch ihre Hörperspektive einnimmt.


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