- 82 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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tieren lässt: Die Perversion des Geschlechterkriegs erhält durch die Kontrastierung mit der Musik zusätzliche Schärfe, während gleichzeitig die Aussage des Dramas, die Unmöglichkeit einer Grenzen sprengenden irdischen Liebe, makaber unterstützt wird: Die im Film dargestellten SoldatInnen handeln in indirekter Konsequenz in diesem Sinne, indem sie sich gegenseitig einer geschlechtlichen Säuberung unterziehen. Die Aussage der Musik, kombiniert mit den grausamen Bildern des Krieges, muss bei der unerfahrenen Lily, für die sich die Liebe (bzw. deren pervertierte Form, der Hass) als »antizivilisatorische Naturgewalt«206
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Holland, Dietmar: »›Hier wütet der Tod‹. Zu Wagners ›Tristan und Isolde‹«. In: Csampai/Holland (1983), S. 9–25, hier S. 10
äußert, Ängste auslösen:

»Die Wirkung auf unvorbereitete Gemüter ist [...] wie die Versuchung des Bösen, das man sich besser vom Leibe hält. Der Gifttrank, den Wagner hier dem Zuhörer verabreicht, ist die musikalische Einübung extremer Seelenzustände, die dem gewöhnlich Sterblichen nur ausnahmsweise, und dann nur mit Furcht und Zittern, zugänglich sind: die Botschaft, daß der menschliche Grundtrieb, die Liebe nämlich, nur ›furchtbare Qual‹ sein kann.«207

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Ebda., S. 9 f.

Der Einsatz der Musik in den Segmenten 52–53 fungiert im Gegensatz zum ersten Einsatz weniger als kontrapunktischer Kommentar der Handlung als vielmehr als ein dramaturgischer Wendepunkt mehrerer Entwicklungen im Film und zugleich dessen Höhepunkt. Folgende Entwicklungen sind zu vermerken: (1) Lily ist in das Personengefüge integriert und interagiert zum ersten Mal konstruktiv mit den anderen Bewohnern, vor allem mit den Kindern; (2) nach dieser Nacht entzündet sich ein Streit zwischen den Geschwistern, dessen Ausgang vermutlich tödlich sein wird; (3) weder die Kinder, noch die alte Frau tauchen nach dieser Szene noch einmal auf.

Das gemeinsame Musizieren repräsentiert den letzten Schritt auf Lilys Initiationsreise zum Erwachsensein. Nachdem sie bereits vorher die alte Frau gestillt hat, übernimmt sie nun eigenmächtig Verantwortung (sie spielt Klavier) und führt durch ihr Spiel die Sänger durch die Partien des Dramas. Während der Darbietung sind Mensch und Tier harmonisch vereint; der Mensch ist in den Entwicklungsstufen vom Kind über das Jugendlichenalter bis hin zum Erwachsenen vertreten. Durch die Interpretation der Gesangsrollen durch zwei Kinder mutet die Aufführung wie ein harmloses, unschuldiges Spiel an: Die Kinder haben noch nicht den Oktavabstand, ihre Stimmen erklingen auf gleicher Höhe.208

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Dieser Aspekt korrespondiert mit der Tatsache, dass der Dialog der beiden Liebenden nicht von gegensätzlichen Argumenten durchsetzt ist, sondern es im Prinzip egal ist, wer was sagt: »[. . . ] sie sind hier ohnehin nur Sprachrohre der ›höheren‹ Wirklichkeit der Nacht, deren ›tönendes Schweigen‹ in Wagners Musik zu dieser Szene erklingt.« Zit. n. Holland (1983), S. 17
Später übernehmen jedoch die Geschwister die Rollen und zur Veränderung des Gesangs kommt eine Orchesterbegleitung im Off. Parallel zur musikalischen Steigerung verläuft die Dramatik der Bilder: Zum europäischen Sagengut gesellen sich Anspielungen auf altertümliche Menschen- und Tieropfer (der Bruder deutet dieses durch einen Säbelhieb an; zudem ist ein Lamm mit Schmuck behängt, anschließend bestätigt sich diese Vorahnung durch das Töten des Adlers), und das Ende der Nacht naht, der Morgen

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