c. Tiefste Beziehungen: Die Sechste und Revelge Den Ausgangspunkt für die Gegenüberstellung der Sechsten Symphonie mit dem Lied Revelge bildet ein Diktum Adornos. Er behauptete, daß zwischen beiden Werken die »tiefsten Beziehungen walten, weit über lose thematische Anklänge hinaus«140 Adorno, Mahler, Notiz zur zweiten Ausgabe, Frankfurt 1963, S. 226. |
. Welcher Art diese Beziehungen sind, hat er nie näher ausgeführt. Mahler selbst hatte den ersten Satzes der Dritten Symphonie als Studie für den Rhythmus von Revelge bezeichnet.141 Im unveröffentlichten Teil der Erinnerungen von Natalie Bauer-Lechner, wiedergegeben in: Mahler, Kritische Gesamtausgabe Bd. XIV, Teilband 2, S. 345. |
Eine Überprüfung dieser Beziehungen sollte zunächst die Verfahrensweisen in Vergleich ziehen, mit denen Mahler in anderen Symphonien einen musikalischen Verweis auf seine Lieder herstellt. Im ersten und dritten Satz der Ersten Symphonie ließ er zwei Gesellenlieder in direkten, deutlich hörbaren instrumentalen Zitaten erklingen. Im Scherzo der Zweiten Symphonie verarbeitete er, ebenfalls deutlich hörbar, das Wunderhorn-Lied Des Antonius von Padua Fischpredigt. Desgleichen ist im Scherzo der Dritten Symphonie das Wunderhorn-Lied Ablösung im Sommer instrumental eingebunden. Ein derart deutliches Selbstzitat läßt sich in der Sechsten nicht nachweisen. Neben solchen unumstrittenen Liedelementen in Symphonien gibt es eine Reihe von Symphoniesätzen, in denen Liedzeilen oder Liedmotive entdeckt worden sind. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn das Benennen von Reminiszenzen in Mahlers Musik gehörte schon zu seinen Lebzeiten zu den Lieblingsbeschäftigungen seiner Kritiker: »Wer die Reminiszenzenjägerei liebt, erblickt überall bekannte Gestalten«, hieß es im Hamburger Fremdenblatt zur Uraufführung der Sechsten.142 Emil Krause im Hamburger Fremdenblatt am 29.5.1906. |
Allein in den Uraufführungs-Rezensionen zu dieser Symphonie wurden Anleihen von Beethoven143 Generalanzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 29.5.1906. |
, Bruckner144 Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 30.5.1906, Emil Krause im Hamburger Fremdenblatt 29.5.1906, Franz Gräflinger in der Musikalischen Rundschau 2 (1906) S. 195. |
, Goldmark145 Franz Gräflinger in der Musikalischen Rundschau 2 (1906) S. 195. |
, Haydn146 Dortmunder Zeitung 28.5.1906, Generalanzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 29.5.1906. |
, Meyerbeer147 Otto Neitzel in den Signalen für die musikalische Welt 64 (1906), S. 691. |
, Mozart148 Hugo Daffner im Musikalischen Wochenblatt 37 (1906) S. 462. |
, Raff149 Eduard Reuß in der Neuen Musikalischen Presse 15 (1906), S. 289. |
, Schubert150 Otto Lessmann in der Allgemeinen Musik-Zeitung 8. Juni 1906, Frankfurter Zeitung und Handelsblatt 30.5.1906, Franz Gräflinger in der Musikalischen Rundschau 2 (1906) S. 195, Otto Neitzel in den Signalen für die musikalische Welt 64 (1906), S. 691. |
, Spohr151 Eduard Reuß in der Neuen Musikalischen Presse 15 (1906), S. 289. |
, aus dem 16. Jahrhundert152 Generalanzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 29.5.1906. |
und aus der Romantik153 Generalanzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 29.5.1906. |
namhaft gemacht. Bei den anderen Aufführungen des Werkes zu Lebzeiten Mahlers traten weitere wahrgenommene Reminiszenzen hinzu: Allegri154 Theodor Helm im Musikalischen Wochenblatt 38 (1907), S. 56. |
, Brahms155 Wiener Abendpost 10.1.1907. |
, Dia-
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