Hinweise Mahlers eine Kontroverse darum eigentlich hätte gar nicht aufkommen dürfen15
»Das Lied wird aus der Enge subjektiven Gefühlsausdrucks hinausgehoben in die weithin leuchtende, klingende Sphäre des sinfonischen Stiles. Dieser wiederum bereichert seine nach außen drängende Kraft an der Intimität persönlichsten Empfindens. Dies erscheint paradox, und doch liegt in solcher Vereinigung der Gegensätze eine Erklärung für das seltsame, Innen- und Aussenwelt umspannende, Persönlichstes und Fernstes in sein Ausdrucksbereich einbeziehende Wesen Gustav Mahlers.«17
Adorno verfolgt dann aber die Seite der Objektivität in Mahlers Liedern weiter. Nach seinen Ausführungen haben die Lieder mit Mahler selbst wenig zu tun: »Wem Mahler diese Lieder in den Mund legt, ist ein anderer als das kompositorische Subjekt. Sie singen nicht von sich, sondern erzählen, epische Lyrik, [...]. Solche stilisierte Objektivität bildet das homogene Medium von Mahlers Liedern und Symphonien.«18
Vorher hatte er allerdings wiederum anderes behauptet: »Wahlverwandt war Mahler seinen Texten weniger in der Illusion des Heimeligen als im Vorgefühl unverändert wilder Zeitläufte, das ihn in geordnet spätbürgerlichen Verhältnissen überfiel, vielleicht motiviert von der Not seiner eigenen Jugend. Seinem Mißtrauen gegen den Frieden der imperialistischen Ära ist Krieg der Normalzustand, die Menschen sind wider ihren Willen gepreßte Soldaten.«19
Das bedeutet doch nichts anderes, als daß Mahler mit der Vertonung dieser Texte – der Soldatenlieder – seine Wahrnehmung der Gegenwart zum Ausdruck bringt. Und auch in Adornos Schlußpassage seines Buches führt er genau die Figuren der Soldatenlieder an – den Straßburger Deserteur, den Tamboursg’sell, die verlorene |