- 275 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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das Orchesterkolorit ist seltsam schön, neu, bisher wohl kaum gekannt trotz Richard Strauss und Max Schillings. Wunderbar zeigt sich die Instrumentation, wunderbar der Sinn für Klangfarben. [E06/d]

Bewunderungswürdig ist natürlich wieder die eminente Kunst des in allen Sätteln gerechten Instrumentators; wenigstens überall da, wo er sich von maßlosen Übertreibungen freihält. Allerhand absonderliche orchestrale Experimente finden sich in der ungemein komplizierten Partitur. [. . . ] Das häufige Anwenden dieser [Celesta und Herdenglocken] und ähnlicher Klangmittel schwächt aber den Eindruck schließlich stark ab. In hohem Grade abstoßend ist der forzierte Gebrauch des groben Schlagzeugs. Einen Stich ins unfreiwillig Komische hat das Schlagen mit dem für den letzten Satz speziell vorgeschriebenen »Rute«. Man sollte den Rutenschläger wenigstens den Blicken der Hörer entziehen. [B06/A]

Es ist selbstverständlich, daß in der Sinfonie Stellen zu finden sind, nach denen man interessiert hinhorcht; Mahler ist ein viel zu erfahrener Musiker und ein viel zu virtuoser Instrumentator, als daß er nicht hier und da mit reizvollen Kombinationen und glänzenden Farben aufwartete. [B06/B]

dessen glänzendes Instrumentationsvermögen wieder voll in die Erscheinung treten, [B06/D]

Das Neue war es auch nicht, worüber ich den Kopf schüttelte, sondern das Absonderliche. So die Nebengeräusche der beiden letzten Sätze, deren Ursprung ich nicht sicher erkannte. Es waren wohl die Herdenglocken, die Holzklappern, das Tambourin und ähnliche Instrumente, deren Töne und Klänge ich in die Musik nicht einbeziehen konnte. Vielleicht gewöhnt man sich einmal an solch einen Cantus firmus. Es wäre eine andere Form der Musette. [B06/F]

Doch auch den Orchesterklang fanden wir im ganzen nicht so anziehend. [B06/G]

es geht aber andererseits nicht an, nur über den Aufwand an Schlagwerkzeugen und außergewöhnlichen Mittels zu spotten [. . . ] werden viele Schönheiten im einzelnen, die ganz individuelle Kunst der Orchesterbehandlung [. . . ] Achtung gebieten. [B06/H]

Eigenartig und stark persönlich ist die Instrumentierung. Das Orchester ist für Mahler eine Farbenpalette, unversiegbar und passend für das Allerundenkbarste. [B06/L]

Es ist der höchste, sich selbst negierende, sich tötende Triumph der modernen musikalischen Instrumentationstechnik. [. . . ] die Anwendung einer absonderlichen Instrumentation [im dritten Satz] ist wenigstens entschuldigend [M06/A]

Die großen Aenderungen, die der Komponist angeblich vorgenommen haben sollte, erwiesen sich als (zum Teil freilich ganz beträchtliche) Modifikationen in der Instrumentierung, [M06/B]

Man war nach den Berichten von auswärts wieder auf allerlei Ungewöhnlichen, Ungeheures und wohl auch Ungeheuerliches gefaßt und wer sonst nicht viel nach dem Kern der Sache fragte, der hatte zum mindesten allerlei läuten hören von instrumentalen Merkwürdigkeiten, von den Herdenglocken etc. und nicht zuletzt von der großen Trommel mit dem Holzhammer. [. . . ] Gewiß aber gab es aber tatsächlich auch von Mahlers Eigentümlichkeiten und Absonderlichkeiten, seinem bewußten Trachten nach bisher noch nicht dagewesenen Effekten und Effektmitteln reichlich genug. [. . . ] Und das Gesamtkolorit wirkt, bei allen eigentümlichen und interessanten Mischungen im Detail, merkwürdig fahl und jedem frischeren Farbenton vielfach wie geflissentlich aus dem Wege gehend. [M06/C]

Man kann ebenso wenig die stets wieder bewiesene eminente Kunst der Instrumentation [. . . ] leugnen [M07/D]

Wir kommen nun zum letzten Teil unserer Ausführungen, zur Instrumentation. Um ihr vollauf gerecht zu werden, müssen wir sie von zwei Gesichtspunkten aus betrachten: als künstlerischen Ausdruck der Idee und als technische Leistung. [. . . ] Verlassen wir nun aber das Gebiet der Ästhetik wieder, und begeben uns auf den Boden der musikalischen Technik, und zwar der Instrumentationstechnik. Was Mahler in dieser Beziehung bietet, ist einzig dastehend. Nicht nur, dass die Partitur seiner Symphonie schon ein höchst interessantes Bild beim Hören bietet – alles was da steht klingt auch wirklich, nichts fällt unter den Tisch. Und es klingt prächtig, wohlgesättigt, voll von Farben neuer Klangmischungen. Man weiss nicht, was man mehr bewundern soll, diese Beweglichkeit der Holzbläser oder die Raffinements der gedämpften Hörner und Trompeten. Mit einem Worte: ein Kompendium der modernen Instrumentationstechnik. Alle bei uns gebräuchlichen Orchesterinstrumente sind hier in ihrem vollsten Umfange von der Tiefe nach der Höhe nach

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