- 274 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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In dieser sechsten [. . . ] Symphonie erkennt man kaum das Bestreben einer Verwertung der gleichen Hauptmotive für alle Sätze. Es ist dies durchaus richtig, denn meines Erachtens nach soll die einheitliche Durchführung der Gedanken in der Symphonie nicht auf gleichen Themen für alle Sätze beruhen. Wir haben wiederholt hierfür die Beispiele in den Werken der Klassiker und vieler Komponisten, die der neueren romantischen Schule angehören. Der Aufbau soll in jedem Satze eines reinen Instrumentalwerkes abschließend geführt werden, und es ist ein enges geistiges Band, das die einzelnen Sätze als Glieder eines großen ganzen miteinander vereinen soll. Von diesem Gesichtspunkte aus ist der Zusammenhang der Sätze untereinander aufzufassen. Ueberall erscheinen in diesem Werke die Hauptmotive musikalisch markant und fast immer ohne äußerliche Beigabe. [E06/L]

ein Teil dieses Themas [Hauptthema des 1. Satzes] greift später in das Scherzo über. Das zweite Thema [des 1. Satzes] [. . . ] kehrt noch einmal im Adagio wieder. [B06/E]

Die einzelnen Sätze heben sich voneinander nicht mit einer solchen Schärfe ab, daß sie dem Hörer sofort klar würden. [M06/E]

  Instrumentation

Allgemein


zahllose fesselnde Klangeffekte [E06/A]

An Raffinement stellt diese Partitur wohl das äußerste dar, was Mahler bisher geleistet. Seine Art in klaren durchsichtigen Grundfarben zu instrumentieren, die Polyphonie stets ganz übersichtlich hinzustellen, führt ihn dazu, diesen Farben stets neue Lichter aufzusetzen, sie im Einzelnen zu variieren, während Strauß ja mehr in Mischfarben arbeitet. So einfach sich eine Mahlersche Partitur gegenüber einer solchen von Strauß ausnimmt, so steckt doch weit mehr getüfteltes Können darin. Es gibt wohl keinen, der in den Klängen der einzelnen Instrumente besser Bescheid weiß, wie Mahler, der sich jegliche Unart der Instrumentalisten seinem Zwecke dienstbar zu machen versteht. Das Verdienst, sich eine ganz eigene Farbenpalette geschaffen zu haben, wird Mahler auch der schärfste Gegner nicht bestreiten. Vor diesem fabelhaften Können verstummt jede Kritik. [E06/C]

diese [. . . ] Musik, deren ungewöhnlich klare Plastik durch eine in ihrer Art unvergleichliche Instrumentation in die glänzendste Beleuchtung gesetzt wird. Zwar besitzt der Tondichter ähnlich wie Bruckner eine Vorliebe für starke Tonwirkungen der Metall-Instrumente, wie denn die beiden Blase-Quartette mindestens eine ebenso bedeutsame Rolle wie das Streichquartett spielen. [E06/E]

eine Kühnheit in der Verwendung orchestraler Farbenmischungen, daß man den Eindruck eines durchaus hochmodernen Werkes gewinnt. [E06/F]

so braucht wohl kaum gesagt zu werden, dass sie ein Wunderwerk der Instrumentation ist. [. . . ] Ich möchte seine Instrumentation mit einem vielleicht etwas zu kühnen Wort als eine diatonische im Gegensatz zu der chromatischen Mischfarbenweise von Richard Strauss bezeichnen. Es ist zweifellos, dass die letztere Art mehr Nüanzierungsmöglichkeiten [sic] bietet, als die andere; ebenso zweifellos, dass ein Gustav Mahler dazu gehört, innerhalb der wenigen von ihm genutzten Grundfarben stets wieder Neues zu erfinden. Vielleicht hat seine Art schon etwas Artistisches, dem Strauss, da er sein Orchester den feinsten psychologischen Regungen dienstbar zu machen sucht, mit mehr Glück und Sicherheit aus dem Weg zu gehen vermag. Es scheint manchmal die Freude am Klang als solchem Mahlers Notenfeder geführt zu haben. Was er darin ersonnen, ist allerdings der Mühe Wert. Tausend Sprühteufelchen blitzen auf in dieser Partitur, das Schlagzeug spielt eine im Symphonie-Orchester nie geahnte Rolle, wenn sie auch bis zur Aufführung in mancher Hinsicht reduziert wurde [. . . ] In die Mittelsätze namentlich hat Mahler eine Fülle zartester Klangschönheiten gebannt, während er in den Ecksätzen seiner Freude an der gelben Orchesterfarbe, die er mit einem Massenkontingent von Blechbläsern auftrug, keinen Zwang antat. [E06/a]

Herrliche Klangbilder werden uns ständig vorgeführt: es schillert alles in reicher Farbengebung. [E06/c]


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