- 323 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Ein bißchen leichtfertig, undelikat (im Hauptteile), ja mitunter beinahe banal (in dem erzwungen antiquierten Alternativsatze) geben sich die sonnenklar gegliederten Teile des Scherzos, wennschon auch der einschmeichelnde 7/8 Rhythmus wieder versöhnlicher stimmt. [E06/K]

Höchst eigenartig wirkt der Schluß dieses Satzes durch den Orgelpunkt der piano intonierenden Pauke zu dem in höherer Lage, vom Bläserchor etc. erklingenden Mitteltenor. [E06/L]

Mahler wollte vermutlich hier [. . . ] eine Art ländlicher Tongemälde zeichnen und dies in einer Art freien Phantasie. [E06/L]

Das Scherzo ist mit dem derben Humor seines Hauptsatzes, mit der liebenswürdigen Behäbigkeit, die diesen unterbricht, von prächtiger Wirkung. [E06/M]

der dritte (Scherzo) wiederum die naive Note in Gestalt eines idealisierten Tanzes aus der guten alten Zeit in sehr ergötzlicher aber ebenso natürlich wirkender rhythmischer Unregelmäßigkeit ausklingen läßt. [E06/P]

und endlich die freundlichen Erinnerungen an die zartesten Eingebungen der Beethoven, Schubert und Mendelssohn. Nur, daß Mahler in seiner A-Moll-Symphonie neuzeitlich wird, indem er die romantischen Reminiszenzen einen Wackeltanz in raffiniertem Taktwechsel ausführen läßt. [. . . ] altväterische Possierlichkeiten [E06/Q]

Viel interessanter [als das Andante] ist das Scherzo, das den Komponisten in der Gestalt zeigt, die zweifellos am wenigsten Maske bei ihm ist, nämlich als bizarren Karikaturisten, als Meister der verzerrten Linien und skurillen Klangfarben. Freilich ist es auch bei diesem Satze am auffallendsten, wie sehr die Symphonie im wesentlichen nur Altes und Bekanntes bringt. [E06/S]

Am originellsten ist Mahler im derbkomischen, grotesken, sowie im Tanzrhythmus, wie er sich im Scherzo der Symphonie zeigt [E06/U]

Im Scherzo schlägt Mahler eine diabolische Sprache an, die durch das Hineinkichern der Holzblasinstrumente und das knöcherne Geklapper des Xylophons ins Groteske gezerrt wird. Das Trio, altväterisch, grazioso, mit seinem unsteten Rhythmus (7/8 Takt, 3/8 und 4/8 wechselnd) erinnert an Schubertsche Tanzweisen, nur dass bei Mahler ausser dem Ländler auch noch der »Gstrampfte« aufgespielt wird. [E06/V]

Dann trat das Scherzo mit »wuchtigem« Schritt, später »altväterisch graziös« nach echt gemütlich Wiener Art in seine alterworbenen historischen Rechte [E06/W]

Das »wuchtige« Scherzo wird mit einem derben Thema eingeleitet, das an die grotesken Tänze der Bauern auf holländischen Bildern erinnert. [. . . ] In dem »altväterischen« Mittelsatze wechseln die Taktarten 3/8 4/8 2/1 3/4 sehr häufig miteinander, so daß die behagliche Ruhe, die dieser Teil atmen soll, kaum genügend zur Geltung kommt. [E06/X]

Im Scherzo [. . . ] sind diese [poetischen Stimmungen] sogar sehr deutlich herauszuhören. Spielen ländliche Erinnerungen überhaupt in das Werk hinein, so ist dies bei dem bukolischen Scherzo ganz besonders der Fall, und den gackernden Hühnerhof wie die quakenden Frösche wird jeder neben einigem anderen mit Behagen wahrnehmen. Unter den Grotesken, die uns Mahler geschenkt, ist diese eine der hübschesten und amüsantesten. [E06/a]

das »Scherzo« der interessanteste und klarste [E06/d]

Der zweite und dritte Satz [. . . ] sind von so anziehendem Stimmungskolorit, so feingefühlt und auch geistvoll wie ungezwungen, anarchistisch (und doch wirkte der Wechsel von 3/8 und 4/8!) [E06/f]

das durch künstliche Rhythmen belebte Scherzo mit der infernalisch aufgeputzten Menuett-Episode. Hier streift Mahler einige Male völlig seine Persönlichkeit ab und setzt sich die Perücke Papa Haydns auf. [B06/A]

Dem Scherzo, so geistvoll es gemacht ist, fehlt es dagegen nach meiner Empfindung zu sehr an Naivetät; redselig und gekünstelt und nicht ohne Prätention macht sich in ihm der musikalische Witz breit. [B06/C]

das wuchtige Scherzo, in dem der kräftige Humor der Bässe und Pauken mit den grotesken Einfällen der Violinen und Bläser wirksam kontrastiert [B06/D]


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