- 358 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (357)Nächste Seite (359) Letzte Seite (410)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 


zugleich ist sie nicht nur das sprödeste und am schwierigsten zugänglichste der Mahlerschen Werke [. . . ] Herr Kapellmeister Karl Schuricht aus Wiesbaden brachte ein großes Maß an Idealismus, Bekennertum, Aufopferung und Verzicht auf bequemen und sicheren Erfolg auf, als er sich entschloß, für eine erste Begegnung mit den Hamburger Konzertfreunden gerade dies undankbare Werk auf das Programm zu setzen. [. . . ] das Konzert, das glänzend besucht war [H21/C]

Und es spricht für diesen Künstler [Karl Schuricht] und seinen selbstlosen Musikernst, daß er, statt eine Paradenummer, ein dankbares Glanzstück vorzuführen, Kraft und Können zugunsten dieser ebenso anstrengenden wie undankbaren Symphonie einsetzte. [H21/D]

hätte er [Karl Schuricht] besser einem Werk angedeihen lassen, das mehr als diese monströse Symphonie geeignet gewesen wäre, ihn den Herzen der Hamburger nahe zu bringen. Dank Paul Bekkers Mahler-Propaganda steht man in Süddeutschland etwas anders zu diesem problematischen Komponisten, als es hier der Fall ist. [. . . ] wird [. . . ] kaum jemand erfreut haben. Hätte Herr Kapellmeister Schuricht eine Symphonie von Brahms oder Bruckner in solcher Ausführung gebracht, dann höbe man ihn heute in den Himmel. [H21/E]

Die Sechste, auf einem Tonkünstlerfest in Essen zuerst gespielt, hat anderthalb Jahrzehnte gebraucht, um bei uns – auch nur infolge der Initiative Schurichts – beachtet zu werden. Ein Zankapfel war sie immer, von Anfang an [. . . ] Ein »großes Publikum« hat es selbst in dem langsamen Teile wie in dem diabolisch angewehten Scherzo nicht leicht, die tonpoetische Deutung der thematischen Zusammenhänge zu finden. Auch damit, daß man es auf den das ganze durchziehenden symbolischen Akkord A-dur verweist, der sich nach Moll umdüstert, ist ihm wenig geholfen. Und in der Fülle der Varietäten, die sich da um ein Thema ranken im Verlaufe, kann manchem Aermsten angst und bange werden. [. . . ] Daß diese Symphonie gefürchtet ist, das zeigt die geringe Aufführungsziffer. Schon wenn man erwägt, daß die Sehnsucht nach Schönheit, nach der Reinheit des Unendlichen darin so spärlich zum Ausdruck kommt, daß die Schicksalshärte dominiert, und daß der langsame Satz, der etwas von jenem Seherblick (der ihm sonst wohl eigen) verraten möchte, ein schwacher Mahler ist, [. . . ] ist das erklärlich. [H21/F]

Der bisher so wenig verstandene Gustav Mahler hat mit seiner A-Moll-Symphonie Nr. 6 bei der letzten Aufführung einen großen Sieg errungen. Nach der Aufnahme zu urteilen, war es nicht eine Modeangelegenheit. Sondern man fühlte heraus, daß jetzt die Menschen mitgehen können mit seinen Werken und daß sie die Überzeugung gewonnen haben, daß Gustav Mahler ein Zeichner tiefer seelischer Empfindungen ist. [L21/A]

G. Mahlers Schaffen ist dem tschechischen Konzertpublikum als Ganzes noch nicht bekannt. Darum heißen wir jede Aufführung seiner Symphonien willkommen. [P23/B]

Es ist nicht leicht zu dieser herben Symphonie ein inniges Verhältnis zu gewinnen [Ka24/A]

Die künstlerische Absicht verdient vollste Anerkennung insofern, als wir in dem Konzert den Willen dokumertiert sehen, die Programme auch nach der Seite der modernen Produktion hin auszubauen und mit einer gewissen beschleunigten Zusammenfassung das nachzuholen, was in den letzten Jahren verabsäumt wurde. Wir sind in dieser Hinsicht mit den beiden Sinfonien des Abends [außerdem Sinfonia Domestica] ein gut Stück Weges vorangekommen. [. . . ] So war denn auch der Eindruck bei dem im Grunde doch reichlich fremd dem in Riesenmaßen wuchtenden Werk gegenüberstehenden Publikum überwältigend und tief. [. . . ] Trotz alledem: dieser neue Schritt auf dem Wege der Vermittlung von Mahlers Werk wird als eine Tat begrüßt werden und hoffentlich anspornende Weiterwirkung haben. [Ka24/B]

Daß man nun Mahlers bisher hier nicht aufgeführtes persönlichstes sinfonisches Werk vermittelte, muß mit besonderem Dank gerühmt werden. [. . . ] in diesem Werk, das sich erst bei öfterem Hören ganz erschließt [Ka24/C]

des nach wie vor umstrittenen Meisters. Gerade die Sechste Sinfonie, [. . . ] gibt selbst den Anhängern Mahlers Anlaß, an ihm irre zu werden. [B24/C]

Jedenfalls scheint Krauß nicht der Dirigent, der für Mahler das Recht auf Gegenwart durchsetzt, das ihm das Publikum stets noch unterschlägt. [F26/A]

Dies [die erste Aufführung in diesen Konzerten] mag verwundern, zumal heute, wo Mahlers Werke kaum noch Probleme darstellen; doch erklärt sich diese Zurückhaltung der Hörerschaft – und nicht nur des Museums-Publikums, sondern allgemein, wie es auch nach der Erstaufführung der

Erste Seite (i) Vorherige Seite (357)Nächste Seite (359) Letzte Seite (410)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 358 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang