- 357 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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  Ästhetische Aspekte

Programmusik?


Wer sich über das Stoffliche der VI. Sinfonie klar geworden ist, wird die Umwertung dieses Stoffes in die musikalische Form und musikalische Ausdrucksweise kaum mehr mißdeuten können; folgerichtig vollzieht sich da alles, sicherlich ohne irgendwelche Beschönigungsversuche, nicht immer auf der Grundlage rein musikalischer starker Inspiration (selbst ein so glühender Mahler-Verteidiger wie Paul Bekker sagt in diesem Zusammenhang von der Eigenart der Mahlerschen Künstlerschaft, »sie war nicht göttlich vollkommen, sondern menschlich bedingt«), aber stets unmißverständlich und mit deutlichster Ausprägung der Absichten. [H21/C]

theatralisch [. . . ] diese »textlose Oper«, die den Ehrgeiz besitzt, absolute Musik sein zu wollen [H21/E]

die absolut-musikalischen Träume eines Berlioz [im Finale] weit hinter sich lassend [F26/C]

Es wäre dankenswert, auf dem Programm kurze Anweisungen für das Programm mitzugeben; denn diese Musik kann ein einheitliches Programm vertragen. [A26/A]

Das Werk, das mit der fünften Symphonie die Reihe seiner absoluten symphonischen Gestaltungen einleitet [F29/B]

Einen weiteren Mangel glauben wir in der Unentschiedenheit der geistigen Haltung dieser Musik erkennen zu müssen. Ihr programmatischer Charakter geht so weit, daß – etwa in den Herdenglockenszenen – sich klare Bilder in der Seele des Hörers entwickeln. Aber diesem Programmatischen widerspricht immer wieder die musikalische Form, die auf den Willen zu absolutem Musizieren zeigt. Es ergibt sich ein stilistischer Zwiespalt, der schwer zu ertragen ist und der eigentlich nur das köstliche Andante verschont [Ha31/A]

Die Idee will sich des musikalischen Materials bemächtigen, will restlos in ihm aufgehen, erreicht aber nie die letzte Verschmelzung und Vereinigung. Nicht Programmusik, aber symbolische Musik ist das Ergebnis. [W33/B]

Verständlichkeit/Akzeptanz


Und will es ihm [Oskar Fried] keiner nachmachen – nun, dann mag eben er immer wieder kommen. Die Gemeinde seiner Zuhörer wird immer größer und größer werden und schließlich wird ihm der Jubel wahrhaft überzeugter entgegenschallen. [W19/B]

Die Sechste dürfte die am schwersten zugängliche von Mahlers Symphonien sein. [W20/B]

Gegenüber den vier ersten sind diese späteren [die fünfte und sechste] noch weniger populär [. . . ] Ein Nebeneinander der Themen erschwert mit gelegentlicher bewußter Disharmonie das unmittelbare Eindringen und Genießen. [Wb21/B]

Das Publikum, das bei der Aufnahme [. . . ] ein Höchstmaß von geistiger Anspannung aufbringen mußte [Wb21/C]

In die kritiklose Verhimmelung, die von den »Mahlerianern« bereits auch den Sinfonien der zweiten Schaffensperiode des Meisters: der 5., 6. und 7. Sinfonie entgegengebracht wird, werden viele Hörer, zumal nach erstem Hören, kaum einstimmen. [Wb21/D]

Daß man hier die Vorliebe für Mahler zum mindesten für diese monströse Sinfonie – nicht teilt, erfuhr Herr Schuricht tags darauf aus der Presse, die seinen Fähigkeiten als nachschaffender Musiker im übrigen volle Gerechtigkeit widerfahren ließ. [H21/A]

Er gehört einerseits ein gehöriges Stück künstlerischer Selbstentäußerung, auf der anderen Seite wieder ein bedeutendes Quantum Selbstvertrauen dazu, wenn ein Gastdirigent es unternimmt, sich mit der Sechsten Mahlerschen Symphonie einzuführen. Denn das ist doch ganz sicher, ein Paradestück wie die Pathethische von Tschaikowsky oder dergl. ist die Mahlersche Schöpfung gewiß nicht. Karl Schuricht, der bekannte Wiesbadener Dirigent, der das gestrige dritte Philharmonische Konzert leitete, unternahm das Wagnis [. . . ] das an den Hörer außerordentliche Anforderungen stellende Werk [H21/B]


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