völlig entgegengesetzte Darstellung seitens Alma erfuhr.4
Diesen Aussagen über die unzulängliche Zuverlässigkeit der Mahler-Darstellung Almas könnten weitere hinzugefügt werden, nicht zuletzt aus den vorliegenden Biographien über sie. Dennoch spielen Alma Mahlers Erinnerungen eine wichtige Rolle in der Mahler-Biographik. Deshalb sind sie in biographischer Hinsicht hier vorsichtig mit herangezogen worden sind, wodurch sich aber keine entscheidende Erkenntnis ergeben hat, die nicht auch ohne das Buch zutage getreten wäre. In der diffizileren Problematik der ästhetischen Position Mahlers soll auf sie verzichtet werden. Einen besonderen Quellenwert besitzen die zu Lebzeiten Mahlers publizierten Mahler-Bücher aus dem Kreis seiner Vertrauten, denn diese mußten sich seiner kritischen Prüfung stellen. Hierzu gehört, neben dem Büchlein von Schiedermair von 1900, vor allem das erste Mahler-Buch von Richard Specht von 1905 sowie dasjenige von Paul Stefan von 1910. Mahlers Vorstellung von seiner Musik läßt sich am authentischsten jedoch aus seinen Briefen ermitteln. Am deutlichsten hat er sich hierzu gegenüber Musikkritikern erklärt, so gegenüber Otto Lessmann, Max Kalbeck, Max Marschalk, Arthur Seidl, Richard Batka, Oskar Bie und Richard Specht. Demgegenüber hat er mit Musikern nicht über ästhetische Fragen diskutiert, sondern in aller Regel praktische Fragen behandelt. Bruno Walter bildet hier eine gewisse Ausnahme. Der gesamte erhaltene Briefwechsel mit Richard Strauss zeigt nicht eine einzige tiefergehende Bemerkung zu ästhetischen Komplexen. Genauso verhält es sich mit den Briefen an Arnold Schönberg, Willem Mengelberg, Carl Goldmark und Felix von Weingartner. Sicher ist hinter jeder Briefaussage eine konkrete Absicht zu vermuten. Mahler äußerte sich gegenüber Kritikern über seine Musikauffassung, um Verständnis für seine Art der Musik zu erwirken. Nach den Erfahrungen mit den Aufführungen |