Bei den Texten der Soldatenlieder fällt auf, daß in der Mehrzahl die Musik eine wichtige Rolle spielt. In allen fünf Kriegsliedern ist sie präsent: Revelge und Der Tamboursg’sell handeln vom Niedergang des Trommlers. In Der Schildwache Nachtlied und im Lied des Verfolgten im Turm geben sich die Protagonisten als Singende. In Zu Straßburg auf der Schanz ist es das heimatliche Alphorn, das den Soldaten zum Desertieren verleitet und ins Verderben führt. Umgekehrt repräsentieren in Wo die schönen Trompeten blasen diese Instrumente die Sphäre des Krieges. Sie faszinieren den Soldaten und locken ihn in den Tod. In vier Fällen ist es also der Soldat als Musizierender, der zugrunde geht, in zwei weiteren Fällen führt ihn die Empfänglichkeit für die Lockungen der Musik ins Verderben. Noch bemerkenswerter ist jedoch, daß der Soldat in allen zehn Soldatenliedern in einer unglücklichen, geschlagenen und verzweifelten Situation dargestellt ist. Immer steht er in fahlem Licht und ist seinem Schicksal, im Krieg zugrunde zu gehen, unentrinnbar ausgeliefert. Mit diesem ausschließlich negativen Soldatenbild steht Mahler in denkbar größtem Gegensatz zu seiner Zeit. Der Soldat wurde sowohl im preußischen Wilhelminismus als auch in der Doppeladler-Monarchie mit allen Mitteln glorifiziert, um in der gesamten Bevölkerung eine positive Stimmung für zukünftige Kriege aufkommen zu lassen. Es braucht nur an die Parademärsche in herausgeputzter Uniform und an die sonn- und feiertäglichen Platzkonzerte der Militärkapellen erinnert zu werden, an denen sich die städtische Bevölkerung erfreute. Ein Negativbild des Soldaten konnte den politischen Interessen der Monarchien nur im Wege stehen.
In den Kunstliedern seiner Zeitgenossen ist der Soldat erheblich weniger präsent als bei Mahler. Und wenn er einmal im Mittelpunkt eines Liedes steht, dann ist er entweder |