- 17 -Heise, Walter: die Bringer Beethovens 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (16)Nächste Seite (18) Letzte Seite (36)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Schüler, die etwas gegen "Klassik" haben, weil die Beschäftigung mit ernstzunehmender Musik (im Musikindustrie- und Rundfunkjargon: "E" = Ernste Musik) oft erst dann zur "Lustgewinnoptimierung" führt, wenn zuvor geistige Arbeit investiert wurde, sollten eben über diese Bedingung nicht leichtfertig getäuscht werden. Die für jeden Unterricht selbstverständliche "Anstrengung des Begriffs" gilt gerade auch für ein Fach, das sich im Bewußtsein der Allgemeinheit - und damit auch in dem von Schülern und Lehrern - vorwiegend aus verschiedenartigsten Ausgleichsfunktionen legitimiert.

Die fachdidaktische Literatur zeigt, daß dieses oft übersehen wird. Die Fehleinschätzung setzt mit der Vorstellung ein, jemand könne überhaupt etwas "gegen Musik" haben. Hierzu schreibt Heinz Lemmermann:

"Die Schüler scheinen auf musikalischem Sektor jederzeit von Lernbedürfnissen beflügelt, neugierig, erwartungsfreudig und lassen sich durch nichts in der Welt von intensiver Beschäftigung mit allen Spielarten von Musik ablenken. Die Wirklichkeit sieht anders aus." [12]

Wird Sachinteresse -fälschlich- als grundsätzlich vorhanden angesehen, dann schlägt Unterricht bei dessen tatsächlichem Fehlen unmittelbar in autoritäre Handlungsmuster um.
Zumindest theoretisch ergeben sich veränderte Verhältnisse, wenn sich Musikunterricht aus einem ideologischen Überbau legitimiert. Musikinteresse steht dann im Dienste der "höheren" Aufgabe, die selbst als so unbezweifelbar angesehen wird, daß Desinteresse schon in die Nähe von Systemkritik geraten würde. Da sich derartige Systeme "in immer höherer Qualität" zu reproduzieren suchen, beschreiben sie Unterricht in der Regel aus dem überzeugten Wissen um das, was dem Menschen not tut. Ständig bedrängender Zweifel über "richtige" Ziele wird als "Perspektivlosigkeit" einer zum Untergang verurteilten Gesellschaft gesehen.

Das "Autorenkollektiv, METHODIK-Musikunterricht" schreibt 1977:
"Die ästhetische Aneignung der Wirklichkeit durch den Menschen und das ästhetisch-künstlerische Erlebnis dienen in der sozialistischen Gesellschaft - erstmalig in der Geschichte der Menschheit - der allseitigen und harmonischen Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft. Erstmalig werden in diesem Rahmen die erzieherischen Potenzen der Musik für die Erziehung zur Weltanschauung und Moral der Arbeiterklasse eingesetzt." [13]
__________
[12] MUSIKUNTERRICHT, Bad Heilbrunn 1977,163
[13] Autorenkollektiv, METHODIK-Musikunterricht, Berlin 1976,18


Erste Seite (1) Vorherige Seite (16)Nächste Seite (18) Letzte Seite (36)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 17 -Heise, Walter: die Bringer Beethovens