- 163 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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Da in Rubato Akzente und ähnliche dynamische Angaben (marcato, marcatissimo und forzando) nicht definiert sind, wurden diese folgendermaßen kodiert:
  • Akzente und marcati wurden stets im Vergleich zu ihrem Umfeld eine dynamische Stufe lauter gestellt. Der Akzent am Anfang von T. 67, mitten in einem crescendo, wurde als ein fortissimo interpretiert.
  • Forzando wurde als ein fortissimo definiert, dessen Gültigkeit sich auf eine einzige Note beschränkt.
  • Das marcato von T. 49 wurde als bis zum Ende von T. 52 geltend interpretiert.
  • Das marcatissimo von T. 92 wurde in ein dreifaches forte verwandelt.

Für die Kodierung der Artikulationsangaben wäre es theoretisch notwendig gewesen, fast allen Noten eine Artikulationsanweisung zuzuweisen, da die Noten der rechten Hand nahezu komplett und die der linken zum großen Teil mit Bindebögen versehen sind. Um die mühsame, manuelle Eingabe von ca. 3000 Anweisungen zu vermeiden, wurde ein ›Trick‹ benutzt: Alle Angaben zur Artikulation wurden so kodiert, als ob sie um eine Stufe ›kürzer‹ wären, als sie es tatsächlich sind. Aus den zahlreichen, durch Bindebögen bedingten legati wurden somit ›normale‹, anweisungsfreie Noten, die nicht kodiert werden brauchten. Normale Noten wurden zu non legati, und staccati zu molto staccati. Um die Anweisungen zu ihrer originellen Form zurückzubringen und ein äquivalentes klangliches Resultat zu erreichen, mussten lediglich bei der Performance die Parameter für high und low norm angepasst werden: Da die analytischen Gewichte nur proportionale (und nicht absolute) Werte beinhalten, ist das Resultat absolut identisch zu dem, zu welchem man mit einer mühsamen Kodierung aller Angaben gekommen wäre.

Nach der Kodierung aller Prädikate wurden vier PrimaVista Gewichte errechnet: eines für die Artikulation, eines für das Tempo, und zwei für die Dynamik der jeweils linken und rechten Hand. Allgemein wurden hierfür die Werkeinstellungen der PrimaVistaRubette benutzt, wenn auch drei Veränderungen vorgenommen werden mussten. Erstens wurde das vierfache forte (in T. 94–95 angewandt) in den Absolute Dynamic Preferences von 113 auf 105 heruntergestellt (vgl. 99 für das dreifache forte), um den dynamischen Kontrast etwas zu mildern. Zweitens musste auf der Grundlage vorläufiger Ergebnisse die Lautstärke der Tonleitern in schnellen Noten von T. 95 innerhalb der Prädikatenliste vom dreifachen forte auf fortissimo reduziert werden, da sie unnatürlich laut klangen; in dieser Lautstärke vermag sie kein Pianist im angegebenen Tempo zu spielen. Drittens wurden die Werte für crescendo und decrescendo in den Relative Dynamic Prefs von 160 und 62.5 auf jeweils 500 und 20 gestellt, um deutlichere Kontraste hervorzurufen. Alle anderen Werte für die Berechnung der PrimaVista Gewichte wurden jedoch ohne Veränderung übernommen (man höre --> uninterpretiert.mp3).

13.1.2.  Aufbau des Stemmas und Performance

Nach der Berechnung der PrimaVista Gewichte wurde in der PerformanceRubette ein Stemma aufgebaut. Als erstes wurden zu diesem Zweck die Noten eingelesen und als Mother LPS festgelegt. Dann wurden die neun ausgewählten Gewichte


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