- 41 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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  • Der Verlauf soll hier nur implizit durch Bewegung und Gestalt definiert werden. Um die ›interessanten‹ Stellen der beiden Werke herauszufinden, an welchen interpretiert werden könnte, soll eine chronologische Liste der Merkmale und Veränderungen zusammengestellt werden, welche von der Analyse der vier anderen Parameter stammen. Diese Liste soll einen präzisen, aber nicht allzu detaillierten und vor allem tabellarisch gegliederten Überblick des Stückes liefern. Alle Merkmale bzw. ihre isochronische Kombination sollen auch mit einigen Worten über ihre Auswirkung auf den Verlauf – Kontrast, An- oder Entspannung usw. – versehen werden.
  • 3.3.  Interpretationsanalyse

    Die Resultate der parametrischen Analyse sollen als Filter benutzt werden, um die Anzahl der mit Rubato errechneten Gewichte zu reduzieren. Die Interpretationsanalyse soll ihrerseits herausfinden, an welchen Stellen Pianisten interpretieren – d.h. vom bloßen Notentext abweichen –, um die Funktionsweise des Filters zu optimieren. Durch den Vergleich der Resultate der einen Technik mit denen der anderen soll dafür gesorgt werden, dass sie sich ergänzen, bekräftigen oder relativieren.

    Die Interpretationsanalyse soll aber nicht nur herausfinden, an welchen Stellen der Notentext verformt wird, sondern auch, welche Parameter jeweils von dieser Verformung betroffen sind. Diese Informationen werden bei der Interpretationsgestaltung von großer Wichtigkeit sein, um ein akustisches Resultat zu erreichen, das mit der üblichen Performancepraxis im Einklang steht.

    3.3.1.  Grundlagen

    Die Kunst der Interpretation liegt zum größten Teil darin, den Notentext geschmackvoll zu verändern:

    It is generally recognized that competent music performance, especially of Western art music of the past two centuries, must go beyond the written score. Without such ›deviations‹ from the literal notation, the music would sound inexpressive and mechanical, and the art of great interpreters lies largely in using such deviations with skill and taste (Repp [1990], S. 622).

    Wie aber von Kap. 2.1 zu verstehen ist, ist die Performanceforschung noch lange nicht dazu imstande, allumfassende Regeln aufzustellen, um diese Veränderungen des Notentextes vollkommen zu erklären, gar vorauszusehen. So müssen immer noch aufgenommene Performances analysiert werden: »[A] recording – either a record or a tape – is, if not the only, then at least the main and basic source for the analysis of Chopin interpretations« (Kański [1994], S. 53).

    Die Interpretationsanalyse, die hier vorgenommen wird, soll die eindeutigen Abweichungen zum Notentext hervorheben, die von den Interpreten gemacht werden. Danuser erhebt Einsprüche gegen diese Vorgehensweise:

    Es geht [bei einer Interpretationsanalyse] weniger darum, das Klangresultat einer Werkinterpretation mit dem Hypokeimon des Notentextes zu vergleichen – etwa um festzustellen, wo Übereinstimmungen mit bzw. Abweichungen von dem im Partiturtext kodifizierten Autorwillen vorliegen –, als vielmehr


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